Weltkirchenrats-Direktor: Christen können in Nordkorea Glauben praktizieren

Weltkirchenrats-Direktor: Christen können in Nordkorea Glauben praktizieren
In kommunistischen Nordkorea können Christen nach Aussage des Internationalen Direktors des Weltkirchenrates, Peter Prove, ihren Glauben ausüben.
05.11.2015
epd
Jan Dirk Herbermann

Es sei nicht richtig zu behaupten, dass in Nordkorea keine Religionsfreiheit existiere, sagte Prove dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Genf. Der australische Lutheraner schränkte ein, dass die Religion nach den Vorgaben des Regimes in Pjöngjang praktiziert werden müsse.

Prove hatte mit einer Delegation des Ökumenischen Rats der Kirchen (ÖRK) in dem abgeschotteten Land Gespräche mit der Koreanischen Christlichen Föderation und der katholischen Kirche geführt. "Nach unserer Einschätzung und unseren Erfahrungen in Nordkorea ist die Koreanische Christliche Föderation eine echte Vereinigung von protestantischen Christen, das ist keine Theaterveranstaltung", sagte Prove. Den schätzungsweise 8.000 bis 13.000 Christen der Vereinigung stünden zwei Kirchengebäude für Gottesdienste zur Verfügung, viele Messen würden in privaten Unterkünften abgehalten.

Prove betonte, dass der Dialog mit den nordkoreanischen Christen weiter ausgebaut werden müsse. Der Weltkirchenrat mit seinen knapp 350 Mitgliedskirchen wolle zum Abbau der gefährlichen Spannungen zwischen Nordkorea und Südkorea beitragen.

Die westlichen Medien berichteten einseitig über Nordkorea, kritisierte Prove. Es sei wichtig, gegenseitige Stereotype und Feindbilder abzubauen. Auf die Frage, wie er das Regime von Kim Jong Un politisch einschätze, sagte Prove: "Klar, es ist keine Demokratie, es ist ein autoritäres Regime." Der ÖRK-Direktor berichtete über "ökonomischen und sozialen" Fortschritt in Nordkorea.

"Pjöngjang-Appell" ruft zur Versöhnung auf


Die ökumenische Delegation hatte während ihres Besuchs zusammen mit der Koreanischen Christlichen Föderation den "Pjöngjang-Appell" veröffentlicht. Darin wird zur Versöhnung und schließlich zu einer friedlichen Wiedervereinigung der beiden Koreas aufgerufen.

Allerdings werden in dem Aufruf die schweren Menschenrechtsverletzungen in Nordkorea nicht erwähnt. Der "konfrontative" Missbrauch des Themas Menschenrechte sollte unterbleiben, heißt es in dem Aufruf. Gleichzeitig wird unterstrichen, dass Versöhnung und Frieden der Einhaltung der Menschenrechte dienlich sei.

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Bei dem Appell handelt sich nach Aussage Proves nicht um ein offizielles Dokument des Ökumenischen Rats der Kirchen. Der Aufruf sei nach Diskussionen und Verhandlungen zwischen der Delegation und der nordkoreanischen Kirche zustande gekommen. In den Delegation reisten Teilnehmer aus Deutschland, Südkorea, Großbritannien und den USA.

Ermittler des UN-Menschenrechtsrates werfen dem Regime in Nordkorea regelmäßig vor, Oppositionelle brutal und systematisch zu verfolgen.