Fernseh-Vorschau für die Woche: "Was bin ich wert?" und mehr

Fernseh-Vorschau für die Woche: "Was bin ich wert?" und mehr
Evangelisch.de blickt auf die Fernsehwoche - wo lohnt sich das Einschalten im Fernsehen vom 10. bis zum 16. Oktober?

10.10., ARD, 19.15 Uhr: "BVB gegen rechts"

Die ARD nutzt die wegen der Länderspielpause "ausgefallene" Bundesliga-Sendzeit für eine Reportage über ein Thema, das in der Fußballberichterstattung gern schamhaft verschwiegen wird: die Präsenz von Rechtsradikalen in den Stadien. Borussia Dortmund ist davon besonders betroffen: Neonazis nutzen das Stadion immer öfter als Kulisse für ihre Banner und Symbole. Auch Ordner sind schon wegen ihrer rechten Gesinnung rausgeschmissen worden. Der harte Kern der Fans mit rechtsextremen Ansichten ist klein, aber laut und gewaltbereit. Seit zwei Jahren stellt sich der BVB offen gegen diese Fans. Mit Aktionen gegen rechts, strikten Stadionverboten und mit Spielern wie Neven Subotic. Der BVB ist bei weitem nicht der einzige Club mit diesem Problem in der Liga, aber mit einer der ersten, der es offen zugibt. Die "Sportschau" begleitet den Fanbeauftragten Daniel Lörcher bei seinem Kampf gegen rechts. Lange war er selbst bei den Dortmunder Ultras und Vorsänger auf der Südtribüne. Heute fährt er mit Dortmunder Fans nach Ausschwitz und verteilt in Dortmunder Kneipen Bierdeckel mit der Aufschrift: "Kein Bier für Rassisten." Zu Wort kommen unter anderem BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke sowie der Satiriker und BVB-Fan Fritz Eckenga.

11.10., ARD, 17.30 Uhr: "Gott und die Welt: Liebe, Leiden – Eifersucht"

Die Reportage erzählt, was passiert, wenn die Eifersucht wie ein Dämon an der Liebe zerrt. Die Autorin hat zwei Menschen begleitet, um zu zeigen, in welche Abgründe Eifersucht führen kann: Sascha (37) ist schwul und kommt nicht mit der üblichen Promiskuität in der Szene klar. Er überwacht seinen Partner, kontrolliert dessen Telefon, verfolgt ihn in den sozialen Netzwerken. Alkohol und Eifersucht werden zur zerstörenden Allianz in seinem Leben. Auf dem Höhepunkt seiner Depressionen versucht er, sich selbst umzubringen, aber er überlebt und stellt sich endlich dem Dämon. Zweites Fallbeispiel ist Corina (42), Mutter von zwei Kindern; sie führt eine zufriedene Ehe mit ihrem griechischem Mann, einem Hotelier, in Thessaloniki. Als sie bemerkt, wie sich ihr Mann verändert, beginnt sie an seiner Treue zu zweifeln. Auch sie spioniert ihrem Partner hinterher, sucht nach Beweisen und findet sie tatsächlich. Verletzt und gekränkt verlässt sie ihn.

Saschas und Corinas Geschichten erzählen aus zwei sehr unterschiedlichen Perspektiven von den Qualen der Eifersucht, der Krise beider Protagonisten und ihrem Umgang damit. Doch die Geschichten sollen Mut machen: denen, die von der Eifersucht betroffen sind, aber auch jenen, die nicht glauben wollen, dass Leid eine Rechtfertigung für Leidenschaft ist.

11.10., ARD, 20.5 Uhr: "Tatort: Verbrannt"

Ein ebenso bescheidener wie bestürzender Titel, wenn man weiß, auf welchen Vorfall sich Stefan Kolditz’ Drehbuch bezieht: Vor zehn Jahren ist ein Flüchtling in Dessau qualvoll in einer Zelle verbrannt. Obwohl er gefesselt war, soll er das Feuer selbst gelegt haben. Die Tragödie war aber nur der Anstoß zur Geschichte dieses Films, die der junge Regisseur Thomas Stuber buchstäblich aus der Perspektive von Falke und Lorenz erzählt: Gemeinsam mit Kameramann Alexander Fischerkoesen hat er dafür gesorgt, dass die Bilder ständig die Sichtweise des Duos von der Bundespolizei wiedergeben. Gedreht wurde zwar im niedersächsischen Salzgitter, doch "Verbrannt" könnte in jeder deutschen Kleinstadt spielen. Auch hier stirbt ein Afrikaner bei einem Brand in seiner Zelle; bei ihrem Versuch, den Todesfall aufzuklären, stoßen Falke (Wotan Wilke Möhring) und Lorenz (Petra Schmidt-Schaller) auf eine Mauer des Schweigens. "Verbrannt" ist alles andere ein entspannter Krimi, aber ein wichtiger Film über alltäglichen Rassismus.

12.10., ARD, 20.15 Uhr: "Auf der Straße"

Weil ihr Mann kurz vor seinem Tod einen Kredit aufgenommen hat, um zu kaschieren, dass sein Geschäft längst pleite war, steht Hanna Berger über Nacht vor dem Nichts: Die Eigentumswohnung wird versteigert, die Einrichtung verpfändet. Sozialleistungen lehnt die Witwe ab, dafür ist sie viel zu stolz. Außerdem würden sich die Behörden das Geld von ihrer Tochter zurückholen, aber die hat den Kontakt zur Mutter vor vielen Jahren abgebrochen. Der Film knüpft nahtlos an die Reihe relevanter Degeto-Dramen mit Christiane Hörbiger an, in denen es um Themen wie Demenz oder Integration ging. Dank seiner großen Krimierfahrung weiß Autor Thorsten Näter, wie man auch soziale Sujets spannend erzählt. Regisseur Florian Baxmeyer hat die Geschichte mit großer Intensität umgesetzt. Durch die vielen Handkameraszenen entwickelt der Film gerade in den Innenaufnahmen die Authentizität einer Reportage.

12.10., Arte, 15.50 Uhr: "Fair handeln"

Viele Waren des täglichen Bedarfs, die in Europa gekauft werden, kommen vom anderen Ende der Welt und sind trotzdem erschreckend billig. Das geht fast immer zulasten der Produzenten. Internationale Konzerne machen gigantische Gewinne, die Bauern vor Ort bleiben arm. Eine Alternative bieten die Waren aus gerechtem Handel, deren Umsatz in Europa steigt. Seitdem fair gehandelte Waren auch im Supermarkt und beim Discounter angeboten werden, hat sich der Umsatz verzehnfacht. Bauernfamilien und Plantagenarbeiter in den Entwicklungsländern leben unter dem Druck des Weltmarktes, der schwankenden Preise und des ausbeuterischen Zwischenhandels. Der faire Handel bietet den sonst Benachteiligten die Möglichkeit, ihre Lebens- und Arbeitsbedingungen nachhaltig zu verbessern. Der Schauspieler Hannes Jaenicke hat Kleinbauern und Produzenten auf der ganzen Welt besucht, die ihre Produkte über den fairen Handel verkaufen, und lässt sich zeigen, wie sie arbeiten und leben.

12.10., NDR Fernsehen, 23.15 Uhr: "Ummah – Unter Freunden"

"Ummah" ist großartiges junges deutsches Kino; authentisch, unverfälscht und von keinem TV-Redakteur weichgespült und glattgebügelt. Das Prädikat "Besonders wertvoll" gab es obendrein: weil Cüneyt Kaya "ein überraschendes und auch überraschend starkes Debüt gelungen" sei. Die Überraschung des Films ist dabei vor allem die beeindruckend souveräne Führung der Darsteller. Gerade Kida Khodr Ramadan ist zwar alles andere als ein Anfänger, aber sträflich unterbeschäftigt. Auch wenn der gebürtige Libanese in "Ummah" fast dem Hauptdarsteller die Schau stiehlt: Star des Films ist eindeutig Frederick Lau, vielfach ausgezeichnet für "Neue Vahr Süd", der ausgerechnet unter der Regie eines Debütanten eine seiner besten Leistungen bringt. Er spielt einen verdeckten Verfassungsschutzermittler, der sich nach einer Schießerei mit Rechtsradikalen schwerverletzt eine Auszeit nimmt. Die Behörde weist ihm eine heruntergekommene Wohnung in Neukölln zu. Im muslimischen Herzen Berlins fühlt sich Daniel zunächst etwas deplatziert, aber dann schließt er Freundschaft mit dem Elektrohändler Abbas (Ramadan) und seinem Mitarbeiter Jamal (Burak Yigit). Aus erster Hand bekommt Daniel nun mit, was es heißt, als Moslem von der Polizei drangsaliert und schikaniert zu werden. Als die Verfassungsschützer seine Freunde wegen eines angeblichen Terrorverdachts verhaften, muss Daniel nicht lange überlegen, auf wessen Seite er steht.

13.10., ZDF, 22.15 Uhr: "37 Grad: Hilfe, wohin mit unserem Kind?"

Immer mehr junge Familien wollen Kinder und Beruf vereinbaren. Dabei sind es oft die Frauen, die nach der Elternzeit zurück in den Beruf wollen oder müssen, weil ein Einkommen allein nicht mehr ausreicht oder weil sie den Anschluss verlieren könnten. Mit dem Berufswunsch beginnt ein nervenaufreibender Prozess: die Suche nach geeigneter, qualifizierter Kinderbetreuung. "37 Grad" begleitet drei Familien beim Versuch, Kinder und Berufstätigkeit unter einen Hut zu bringen: Die Mütter Kerstin, Yvonne und Tosca wollen nach der Elternzeit wieder arbeiten. Sie brauchen also dringend eine Kinderbetreuung. Rasch stellen sie fest: Der Rechtsanspruch auf einen Kitaplatz ist sehr ungleich erfüllt. Das Jonglieren zwischen Arbeit, Kitaplatz am Vormittag und Nachmittagsbetreuung bei Tagesmüttern oder Großeltern macht den Alltag zu einem organisatorischen und emotionalen Kraftakt. Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie: ein strapaziöser Balanceakt.

13.10., Arte, 21.50 Uhr: "Uno – Letzter Halt vor dem Abgrund"

Der Film zieht anlässlich des Geburtstags der 1945 gegründeten Uno Bilanz: Wie effizient sind die Blauhelm-Missionen? Kann man mit den Spielregeln von 1945 aktuelle Probleme lösen? Die friedenserhaltenden Maßnahmen sind der sichtbarste Teil der UNO-Arbeit. Über 120.000 Personen dienen unter der blauen Flagge, mehr als die weltweit eingesetzten Soldaten der Vereinigten Staaten. Ist die UNO deswegen eine Großmacht? Wie viel Macht hat sie überhaupt? Oder versucht sie nur verzweifelt, ihre Ohnmacht zu verbergen? Und wie entstand eigentlich das fast paradoxe Konzept der "Friedenssoldaten"? Wie hat sich die Arbeit der Blauhelme verändert, seit zwischenstaatliche Auseinandersetzungen vermehrt abgelöst wurden durch innerstaatliche Konflikte und Terrorismus? Der Film analysiert die Gegebenheiten im Libanon, in der Demokratischen Republik Kongo und in der Zentralafrikanischen Republik und versucht, mit Hilfe früherer und heutiger UNO-Mitarbeiter, darunter auch Kofi Annan, eine Antwort auf diese wichtigen Fragen zu finden.

14.10., ARD, 20.15 Uhr: "Unterm Radar"

Das Thema dieses Film ist seit Jahren brisant und aktuell. Trotzdem ist seine Tragweite noch gar nicht richtig in den Köpfen angekommen: Wie sehr darf ein Staat die Rechte seiner Bürger einschränken, um die Freiheit zu verteidigen? Und was ist eine Freiheit überhaupt wert, die nur noch auf dem Papier existiert, weil man der Willkür der Staatsschützer hilflos ausgeliefert ist? Autorin Henriette Buëgger beschreibt in ihrem Drehbuch einen Staat, dessen Sicherheitsbeamten nicht nur skrupellos das Recht beugen, sondern sogar Folter für ein legitimes Mittel halten. Hauptfigur der Geschichte ist eine Berliner Richterin (Christiane Paul), deren Tochter beschuldigt wird, am Attentat auf einen Bus in der Innenstadt beteiligt gewesen zu sein. Dank Elmar Fischers Inszenierung wirkt "Unterm Radar" für einen Fernsehproduktion enorm aufwändig. Zu einem großen Werk wird der Hochspannungs-Thriller aber vor allem durch die auch emotional fesselnde Umsetzung der Geschichte und natürlich die erschreckende Botschaft; der Film ist eine bittere Parabel über die Willkür des Überwachungsstaates.

14.10., 3sat, 20.15 Uhr: "Was bin ich wert?"

Die Frage nach dem konkreten Wert eines Menschen beschäftigt weltweit Gesundheits-Ökonomen, Versicherungsmathematiker, Ärzte, Politiker. Die Berechnung des Menschenwerts spielt bei Verkehrsopfern eine Rolle, bei Klimaschutzprogrammen und bei gefallenen Soldaten. Ebenso relevant ist der Wert bei dem Humankapital eines Unternehmens und bei Katastrophenszenarien staatlicher Behörden, bei Lösegeldzahlungen, Prostituierten und Leihmüttern. Nach welchen Kriterien entscheidet der Entschädigungsspezialist Kenneth Feinberg über die Beträge für die Hinterbliebenen des 11. September? Warum wird das Leben eines toten Feuerwehrmannes um eine Millionen Euro geringer bewertet als das eines getöteten Börsenmaklers? Lohnt es sich, bei einem älteren Menschen noch ein neues Hüftgelenk einzusetzen? Warum lohnt sich der Sklavenhandel heutzutage mehr als der Drogenhandel? In verschiedenen Episoden, die sich nach und nach miteinander verweben, geht der Film der Frage nach, was es bedeutet, dass der Mensch wie eine Ware berechnet und gehandelt wird. Die Zuschauer dringen in eine unbekannte Welt vor, in der die monetäre Kalkulation eines Menschenlebens längst etwas Alltägliches ist.

16.10., Arte, 22.10 Uhr: "Krebs: Das Geschäft mit der Angst"

Gerade bei lebensbedrohlichen Krankheiten wie Krebs machen Quacksalber und Scharlatane Kasse mit falschen Heilversprechen. Was kaum ein Patient weiß: Behandlungen mit alternativen Methoden finden fast immer in einem rechtsfreien Raum statt. Wenn die Behandlung privat bezahlt wird, darf der Arzt tun, was er für richtig hält; oder was ihm am meisten Profit einbringt. Während klassische Medikamente mehrjährige Zulassungsverfahren durchlaufen müssen, gilt das für die Verfahren der Alternativ- und Naturheilkunde nicht. Filmautorin Claudia Ruby besuchte mehrere alternative Praxen und Kliniken und präsentierte dort den Fall eines Krebspatienten, der mit klassischer Chemo- und Strahlentherapie gut heilbar wäre. Aus den medizinischen Unterlagen ging das eindeutig hervor, doch die "Heiler" setzten stattdessen auf Heilmusik, bittere Aprikosenkerne, Kaffee-Einläufe und Krebs-Diäten. Der Film geht der Frage nach, weshalb sich so viele Patienten von der klassischen Medizin ab wenden und warum die Justiz oft machtlos gegen geschäftstüchtige Scharlatane ist. Ruby gibt wissenschaftlich fundierte Antworten und liefert Einblicke in das Geschäft der angeblich sanften Medizin.