Theologe: Benimmregeln für Flüchtlinge teils klischeehaft

Theologe: Benimmregeln für Flüchtlinge teils klischeehaft
Ein von der Gemeinde Hardheim in Baden-Württemberg erstellter Verhaltenskatalog für Flüchtlinge sorgt für Diskussionen. Die als "Hilfestellung und Leitfaden für Flüchtlinge" auf der Homepage der Stadt erschienenen Benimmregeln seien "im Grunde gut gemeint und auch sinnvoll im Interesse der Flüchtlinge", sagte der evangelische Pfarrer der Gemeinde, Markus Keller. Allerdings halte er manche Formulierungen für "klischeehaft".

"Mir ist nicht bekannt, dass Flüchtlinge ihre Notdurft im Park verrichten", sagt Keller beispielweise auf die von der Stadt beschriebenen Toiletten-Regeln. Allerdings sei der Hinweis auch nicht schlecht. "Ich habe auch schon gehört, dass manche Flüchtlinge nicht wissen, dass man das Toilettenpapier ins WC schmeißt. Stattdessen werfen sie es in den Mülleimer nebenan", sagte Keller: "Aber es gibt viele Gerüchte momentan."

Hardheim stehe derzeit täglich im Fokus der Medien, weil die 4.600 Einwohner zählende Kommune aktuell rund 1.000 Flüchtlinge beherbergt und dadurch besonders gefordert sei. Den Inhalt des Leitfadens will Keller deshalb auch nicht kritisieren. "Das ist im Grunde genommen alles wohlwollend gemeint und soll den Flüchtlingen eigentlich nur helfen, mit den Regeln hier vertraut zu werden", sagte der Theologe.

Überschrieben sind die Benimmregeln, die in mehreren Sprachen übersetzt wurden, mit "Liebe fremde Frau, lieber fremder Mann!". Darin werden die Flüchtlinge willkommen geheißen. Dann folgen Sätze wie "Deutschland ist ein friedliches Land. Nun liegt es an Ihnen, dass Sie nicht fremd bleiben in unserem Land, sondern ein Zusammenleben zwischen Flüchtlingen und Einwohnern erleichtert wird."

Es folgt die Bitte an die Flüchtlinge, möglichst schnell die deutsche Sprache zu lernen, der Hinweis auf Religionsfreiheit in Deutschland und dass Frauen hierzulande ein selbstbestimmtes Leben führen und dieselben Rechte wie Männer haben. Schließlich folgt der Kodex, dass man in Deutschland das Eigentum der anderen respektiert, den Müll in Mülltonnen oder Abfalleimern entsorgt und man seine Notdurft auf Toiletten verrichtet und nicht in Gärten, Parks oder hinter Büschen.