Freikirchen: Der Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden (Baptisten)

Logo des Bundes Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden (Baptisten).
Foto: www.baptisten.de
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Freikirchen: Der Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden (Baptisten)
Die Wurzeln der Baptisten liegen im frühen 17. Jahrhundert, ihr Kennzeichen ist die Gläubigentaufe. Baptistengemeinden sind selbständig und werden in Deutschland durch den Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden (BEFG) vertreten. Infomationen zu Entstehung und Gemeindeleben im Rahmen der Serie "Was glaubt ihr? evangelisch.de besucht Freikirchen".

Baptisten gibt es auf der ganzen Welt. Fast 40 Millionen Mitglieder in 200 Ländern zählte die "Baptist World Alliance" im Jahr 2012. Ihr Name kommt vom griechischen Wort für "taufen". Denn die Gläubigentaufe als Gegensatz zur Säuglingstaufe ist das zentrale Merkmal der Baptisten. Nach baptistischem Glauben muss jeder Mensch seine Beziehung zu Gott selbstständig bekennen. Ausdruck dafür ist die Bekenntnistaufe, für die es kein festes Alter gibt. Wichtig bei der Taufe ist das komplette Eintauchen in das Taufbecken, das sogenannte Baptisterium.

Die geschichtlichen Wurzeln der Baptisten gehen zurück auf das frühe 17. Jahrhundert und liegen in England. Der anglikanische Pfarrer John Smyth (1565/68-1612) gründete 1607 eine independente Gemeinde und führte 1609 – nach Holland geflohen – die Glaubenstaufe ein. Während Smyth und seine Anhänger sich dort den Mennoniten anschlossen, führte sein Glaubensbruder Thomas Helwys (um 1550-1616) einen Teil der neuen Täufergemeinde nach England zurück. In Nordamerika gab es die erste Gemeinde im Jahr 1639. Der Einsatz gegen die Sklaverei wurde dort zu einem großen Thema. Martin Luther King gehört zu den prominentesten Vertretern amerikanischer Baptisten.

Nach Deutschland und auf den Kontinent kam der Baptismus durch den Niedersachsen Johann Gerhard Oncken (1800–1884). Der Kaufmannsgehilfe lernte das Freikirchentum in England und Schottland kennen. 1823 kam er zurück nach Deutschland und gründete zwei Jahre später in Hamburg eine Sonntagsschule. Im Jahr 1834 ließ Oncken sich gemeinsam mit sechs weiteren Gläubigen von einem amerikanischen Baptisten in der Elbe taufen. So entstand die erste baptistische Gemeinde in Deutschland. Getreu nach seinem Motto "Jeder Baptist ein Missionar" schickte Oncken Missionare, meist Handwerker, nach ganz Nord-, Mittel- und Osteuropa, die Bibeln verteilten und Gemeinden gründeten. Lediglich in den römisch-katholischen Ländern im Süden breitete sich der baptistische Glaube weniger stark aus.

1849 wurde in Deutschland der "Bund der Baptistengemeinden" gegründet, der jedoch erst 1930 als Körperschaft des öffentlichen Rechts anerkannt wurde. Fast hundert Jahre später vereinigte sich 1941 der "Bund der Baptistengemeinden" mit der Ende des 19. Jahrhunderts in Irland und England entstandenen Brüderbewegung zum "Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden" (BEFG). In Deutschland gibt es nach Angaben des BEFG mehr als 800 Gemeinden und Zweiggemeinden mit rund 82.000 Mitgliedern. 

Offene Diskussion über Homosexualität

Die Baptisten sind kongregationalistisch organisiert, das heißt die einzelnen Gemeinden sind in wesentlichen Fragen selbständig und unabhängig. Auch gibt es keine verpflichtenden Bekenntnisse, die für alle Gläubigen gelten. Die baptistischen Gemeinden in Deutschland haben aber ein gemeinsames Glaubensbekenntnis, die "Rechenschaft vom Glauben" aus dem Jahr 1977.

Außerdem stimmen die Gemeinden in wesentlichen Merkmalen überein. Dazu gehört allem voran natürlich die namensgebende Gläubigentaufe. Außerdem gilt den Baptisten das Alte und Neue Testament als maßgebliche Richtschnur und Norm für ihr alltägliches Denken und Handeln. Sie treten für Religions- und Gewissensfreiheit ein, befürworten die Trennung von Kirche und Staat und finanzieren sich aus Spenden. Innerhalb einer Gemeinde gilt das "Priestertum aller Gläubigen", jedes Gemeindemitglied kann also grundsätzlich alle Handlungen vollziehen.

Dennoch hat jede Gemeinde einen oder mehrere Pastoren, die in theologischen Seminaren ausgebildet werden. Sowohl Männer als auch Frauen können sich zum Pastor ordinieren lassen. Homosexualität ist nach Empfehlungen des BEFG nicht mit der Ordination zu vereinbaren. Auch von der Segnung homosexueller Paare rät das Präsidium des BEFG in einem offenen Brief von 2013 an die Gemeinden ab. In dem Brief heißt es jedoch auch: "Wir sind überzeugt, dass es sich lohnt und notwendig ist, auch tabuisierte und umstrittene Themen offen anzugehen."

Im Zentrum des Gemeindelebens steht der sonntägliche Gottesdienst, der keiner festen Liturgie folgt. Neben der Predigt gibt es Lieder, freie Gebete, Textlesungen und einmal im Monat Abendmahl, zu dem Christen anderer Kirchen zugelassen sind. Die Gemeinden engagieren sich außerdem für die Erfüllung des biblischen Missionsbefehls. Sie wollen den Menschen die Gelegenheit geben, auf Gottes Angebot der Gnade zu antworten. Der BEFG unterstützt die Gründung neuer Gemeinden, fördert die Ausbildung der haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter und engagiert sich für Kinder und Jugendliche.

In Deutschland sind die Baptisten Gründungsmitglieder der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) und der Vereinigung evangelischer Freikirchen (VEF).