Verdienstkreuz für Nikolaus Schneider und DDR-Bürgerrechtler

Foto: dpa/Bernd Von Jutrczenka
Verdienstkreuz für Nikolaus Schneider und DDR-Bürgerrechtler
Bundespräsident Joachim Gauck hat zum Tag der Deutschen Einheit den früheren Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, und frühere Bürgerrechtler mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Neben anderen wurden der evangelische Theologieprofessor Richard Schröder, der Grünen-Politiker Werner Schulz und die Mitinitiatorin der Leipziger Friedensgebete, Katrin Hattenhauer, geehrt, wie das Bundespräsidialamt am Donnerstag mitteilte.

Weitere Ehrungen entfielen auf die Berliner Schauspielerin Katharina Thalbach, Tobias Hollitzer von der Leipziger Stasi-Gedenkstätte "Runde Ecke" und den Thüringer Kirchensprecher und Vorkämpfer für mehr direkte Bürgerbeteiligung, Ralf-Uwe Beck. Insgesamt verlieh Gauck im Berliner Schloss Bellevue 32 Verdienstorden an Persönlichkeiten aus allen 16 Bundesländern sowie aus Österreich und Italien.

Der Bundespräsident betonte, dass sich die Geehrten oft seit Jahrzehnten um Deutschland, seine Menschen, Kultur, Wissenschaft und sein soziales Gefüge verdient gemacht haben. Viele von ihnen seien zu DDR-Zeiten im Umfeld der Kirchen, in der Friedensbewegung oder Umweltbewegung aktiv gewesen.

"Sie haben unerwünschte Lieder gesungen, unerwünschte Filme gezeigt, unerwünschte Flugblätter gedruckt - vor allem: unerwünschte Fragen gestellt und damit für sich und Ihre Familien viel riskiert", sagte Gauck. Dieser Mut und dieses Durchhaltevermögen seien bis heute beeindruckend. Auch künftig brauche Deutschland solche Persönlichkeiten, unterstrich der Bundespräsident.

Schneider erhielt den Orden mit Stern und Schulterband für sein soziales Engagement und seinen Einsatz gegen Antisemitismus. "Das Wirken des Theologen ist von großem Engagement für die sozialen Themen unserer Zeit geprägt", hieß es in der Begründung. Schneider sei stets für den Schutz der Menschenwürde und für soziale Gerechtigkeit eingetreten. Der in Duisburg geborene Schneider war von 2003 bis 2013 Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland. 2010 trat er die Nachfolge der zurückgetretenen Margot Käßmann an der Spitze des EKD-Rats an. Im vergangenen Jahr gab Schneider den Ratsvorsitz ab, um seiner an Krebs erkrankten Frau beizustehen.

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Der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm gratulierte seinem Amtsvorgänger. Die Würdigung gelte Schneiders großem sozialen Engagement sowie seinem Eintreten für den christlich-jüdischen Dialog, schreibt Bedford-Strohm in seiner Gratulation. Schneiders Kontakte zur jüdischen Gemeinschaft hätten seine Amtszeit als Ratsvorsitzender mit geprägt. "Du hast Dich dort, wo es nötig war, öffentlich zum Staat Israel bekannt, und Du hast beharrlich gegen den wachsenden Antisemitismus in Deutschland protestiert", schreibt der bayerische Landesbischof.

Zudem hebt Bedford-Strohm die deeskalierend wirkende Moderationsfähigkeit seines Vorgängers hervor. Mit dem Willen zum Ausgleich, dem nüchternen Blick auf das Leben und seine Wirklichkeit, sowie der von der Bibel geprägten Frömmigkeit habe der Altpräses viel Gutes bewirkt.