Polnischer Botschafter: Kirchen sollen sich klar zu Flüchtlingsfrage äußern

Ein Mann kauert im Feld und schaut hoffnugsvoll in Richtung Kirche: Klare Wort zur Lage der Flüchtlinge sind von den Kirchen gefordert worden.
Polnischer Botschafter: Kirchen sollen sich klar zu Flüchtlingsfrage äußern
Der polnische Botschafter in Deutschland, Jerzy Marganski, ermutigt die Kirchen zu einem klaren Wort zur Lage der Flüchtlinge.

Ein solches Votum könne der EU auf dem Weg zu einer gemeinsamen Flüchtlingspolitik helfen, sagte der Diplomat am Sonntagabend in Berlin. Europa stehe vor einem großen Dilemma und sei in unterschiedliche Lager gespalten. Als historisches Vorbild nannte Marganski die Versöhnungsinitiativen der polnischen katholischen Bischöfe und der Evangelischen Kirche in Deutschland, die vor 50 Jahren ein wesentlicher Beitrag zur Einleitung der Entspannungspolitik gewesen seien.

Im Jahr 1965 veröffentlichte die EKD ihre Ostdenkschrift, die sich gegen starke politische Widerstände für eine Anerkennung der Oder-Neiße-Linie als polnische Westgrenze aussprach. Im selben Jahr riefen die polnischen Bischöfe zur Vergebung auf und stellten die Einbindung Polens in den Ostblock in Frage. Damals hätten die Kirchen eine Schlüsselrolle eingenommen, unpopuläre Wahrheiten ausgesprochen und neue Perspektiven des Dialogs aufgezeigt, sagte der Diplomat. Auch angesichts der heutigen Probleme Europas würden die Kirchen Gehör finden.

Marganski verwies bei einer Veranstaltung der Evangelischen Akademie zu Berlin darauf, dass seit dem Ausbruch des Konfliktes in der Ostukraine Hunderttausende nach Polen gekommen seien. Eine größere Flüchtlingswelle sei zu befürchten, wenn die Auseinandersetzungen in der Ukraine anhielten. Der Diplomat reagierte damit indirekt auf Vorwürfe, dass Polen angesichts der Flüchtlingsströme aus Syrien und Afrika zu wenige Menschen aufnehme.