Prominente gegen Fremdenhass: "Rassismus hat hier keinen Platz"

Prominente gegen Fremdenhass: "Rassismus hat hier keinen Platz"
In einer Solidaritätsaktion haben sich 100 prominente Deutsche aus Politik, Wirtschaft, Gesellschaft, Kirchen, Kultur und Sport gegen Flüchtlingshass gewandt.

Daran beteiligten sich auf Initiative der Zeitung "Bild am Sonntag" alle Minister der Bundesregierung, Unternehmenschefs, Gewerkschaftsführer und Schriftsteller.

SPD-Chef und Vizekanzler Sigmar Gabriel sagte: "Deutschland ist ein starkes und mitfühlendes Land. Nicht die Hetzer sind Deutschland, sondern all die Menschen, die mit Herz und Verstand helfen." Auch Bundestagspräsident Norbert Lammert nannte Deutschland ein weltoffenes Land: "Ich komme aus dem Ruhrgebiet, einer Region, die durch Zuwanderung entstanden und gewachsen ist."

Bedford-Strohm plädiert für Mitgefühl und Hilfe

Die Spitzenvertreter der beiden großen Kirchen mahnten zu Toleranz und Nächstenliebe.  "Jeder Mensch, der zu uns flieht in der Hoffnung auf Hilfe, hat es verdient, dass wir ihm mit Solidarität, unbedingter Achtung seiner Würde und Nächstenliebe begegnen", sagte der Münchner Kardinal Reinhard Marx, der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz. "Wir können es nicht tolerieren, dass Flüchtlinge bei uns erneut auf Hass und Gewalt treffen."

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Heinrich Bedford-Strohm lobte das Engagement vieler Bürger, sich mit Zeit und Geld für Menschen einsetzen, die Zuflucht suchen. "Es ist die beste Antwort auf die üble rechtsradikale Gewalt gegen Flüchtlinge", sagte der bayerische Landesbischof. Unterstützung kommt auch vom Zentralrat der Juden in Deutschland. Präsident Josef Schuster plädierte dafür, Flüchtlingen, die fast alles verloren haben, Mitgefühl und Hilfe zukommen zu lassen.

Daimler-Chef Dieter Zetsche erinnerte an die deutsche Geschichte: "Wer die Vergangenheit kennt, darf Flüchtlinge nicht abweisen", sagte er. "Wer die Gegenwart sieht, kann sie nicht abweisen. Wer an die Zukunft denkt, wird sie nicht abweisen." Arbeitgeberpräsident Ingo Kramer betonte, es sei eine Selbstverständlichkeit zu helfen, wenn Menschen an Leib und Leben gefährdet sind.

DGB-Chef Reiner Hoffmann sieht eine historische Chance: "Flucht ist eine der schlimmsten Erfahrungen, die Menschen machen können." Umso mehr müssten wir Flüchtlinge mit aller Kraft unterstützt werden. "Dumpfer Rassismus, Gewalt und Hass haben hier keinen Platz!"

Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) sieht im Anstieg der Flüchtlingszahlen die "größte Bewährungsprobe seit der Wiedervereinigung". Schäuble: "Ich bin überzeugt: Wir schaffen das. Am Geld wird es nicht scheitern, in der glücklichen Lage sind wir. Aber die Art und Weise, wie wir diese Aufgabe meistern, wird unser Land für die Zukunft prägen."

Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller verweist auf die Nazi-Geschichte, aber auch auf ihre eigene Vergangenheit: "Ich war auch ein Flüchtling aus Rumänien. In Rumänien hat man von der Fluchtkrankheit gesprochen. Je mehr Menschen an der Grenze bei der Flucht erschossen wurden, um so mehr sind trotzdem geflohen", erklärte sie. "Um sein Leben zu retten, war man bereit, sein Leben auf der Flucht zu riskieren."

An der Aktion beteiligten sich unter anderem auch DFB-Präsident Wolfgang Niersbach sowie die Fußballweltmeister Mario Götze, Toni Kroos und Lukas Podolski.