Sachsens neuer Landesbischof Carsten Rentzing eingeführt

Sachsens neuer Landesbischof Carsten Rentzing eingeführt
In einem feierlichen Gottesdienst erhielt Carsten Rentzing das Bischofskreuz. Die nächsten zwölf Jahre steht der Theologe an der Spitze der evangelischen Kirche in Sachsen. Wegen seiner Haltung zur Homosexualität gibt es allerdings auch Gegenwind.

Sachsens neuer Landesbischof Carsten Rentzing (47) hat offiziell sein Amt angetreten. In einem Festgottesdienst wurde der promovierte Theologe am Samstag in der voll besetzten Dresdner Kreuzkirche eingeführt. Leitende Geistliche, unter ihnen der Berliner Bischof Markus Dröge erteilten dem langjährigen Pfarrer von Markneukirchen (Vogtland) den Segen. An dem Gottesdienst nahm auch der katholische Erzbischof von Dresden, Heiner Koch, teil.

Rentzing, der Ende Mai von der Synode zum Bischof gewählt wurde, leitet die Evangelisch-Lutherische Landeskirche Sachsens in den nächsten zwölf Jahren. Ihr gehören rund 740.000 Mitglieder an. Amtsvorgänger Jochen Bohl geht mit 65 Jahren in den Ruhestand. Der leitende Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD), Gerhard Ulrich, verabschiedete und entpflichtete ihn. Bohl stand der sächsischen Landeskirche seit 2004 vor. Er blickt auf mehr als 40 Dienstjahre zurück.  

Rentzing erhielt das Bischofskreuz, das sein Amtsvorgänger zuvor ablegte. In seiner Antrittspredigt als Landesbischof verurteilte er Gewalt gegen Flüchtlinge und kritisierte eine "Taubheit" gegenüber Bedürftigen. "Notleidenden Menschen mit Hass und Ablehnung zu begegnen, entspricht niemals dem Geiste Christi. Und so können Menschenhass und Gewalt nur unseren entschiedenen Widerspruch hervorrufen", sagte Rentzing.

Auf das Thema homosexuelle Partnerschaften in Pfarrhäusern und seine eigene umstrittene Haltung dazu ging Rentzing nicht ein. Allerdings sprach er von der "ganzen Vielfalt unserer Landeskirche, die es weiter geben muss". Nur wenige Tage vor der Amtseinführung hatte er in einem Zeitungsinterview geäußert, dass Homosexualität laut Bibel "nicht dem Willen Gottes entspricht".

Dafür erhielt er Kritik innerhalb der Kirche und aus der Politik. Auch das Fernbleiben der sächsischen Wissenschafts- und Kunstministerin Eva-Maria Stange (SPD) vom Festgottesdienst am Samstag wurde als Protest gegen die konservative Haltung Rentzings gewertet. Nach der Bischofseinführung protestieren einige Demonstranten vor der Kreuzkirche gegen Homophobie.

Tillich würdigt Amtsvorgänger Bohl als "politischen Bischof"

Unter großer Anteilnahme wurde der bisherige Landesbischof Bohl aus seinem Amt verabschiedet. Ulrich würdigte ihn im Gottesdienst als "begnadeten Prediger" und "einen differenziert denkenden Theologe mit großer geistlicher Kraft". Mit ihm werde ein leitender Geistlicher verabschiedet, "der mit Lust und Verlässlichkeit an vielen Stellen Verantwortung getragen hat".

Der Berliner Landesbischof Dröge erinnerte an Bohls Wirken auch auf internationaler und ökumenischer Ebene. Ebenso sei er maßgeblich am Reformprozess der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) beteiligt gewesen. Noch bis November ist Bohl stellvertretender EKD-Ratsvorsitzender.

Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) nannte Bohl einen "politischen Bischof, der klare und deutliche Worte zu aktuellen Themen fand und der für viele Menschen auch außerhalb der Kirche im wahrsten Sinne ein Seelsorger ist". Immer habe Bohl Hass und Gewalt gegen Flüchtlinge verurteilt und zu Integration und Nächstenliebe aufgerufen.

Bereits am Freitag hatte der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm dem neuen sächsischen Landesbischof zur Amtseinführung gratuliert. "Wir sind gemeinsam auf dem Weg", schrieb er. Bedford-Strohm wurde bei der Amtseinführung von Bischof Dröge vertreten. Auch der frühere EKD-Ratsvorsitzende Nikolaus Schneider nahm am Festgottesdienst teil.