Benediktinerpater fordert von Israel besseren Schutz christlicher Stätten

Benediktinerpater fordert von Israel besseren Schutz christlicher Stätten
Benediktinerpater Nikodemus Schnabel erwartet von den israelischen Behörden mehr Anstrengungen, um christliche Stätten im Heiligen Land zu schützen. Auch ein beherzteres Vorgehen gegen jüdische Extremisten, die für die Übergriffe verantwortlich sind, sei erforderlich, sagte der Sprecher der Jerusalemer Dormitio-Abtei dem Evangelischen Pressedienst (epd).

"Oft ist von Alkohol und Drogen oder psychischen Problemen der Täter die Rede", dabei gebe es keinen Zweifel, dass "eine kleine, ultranationale Splittergruppe" hinter der zunehmenden Gewalt gegen religiöse Stätten stecke.

Sechs Wochen nach dem Brandanschlag an der Brotvermehrungskirche in Tabgha am See Genezareth hatte die israelische Staatsanwaltschaft vor wenigen Tagen Anklage gegen zwei Mitglieder der jüdischen Vereinigung "Hügeljugend" erhoben. Durch das Feuer am 18. Juni, bei dem zwei Menschen leichte Rauchvergiftungen erlitten und Teile der Klosteranlage zerstört wurden, entstand Schätzungen zufolge ein Schaden in Millionenhöhe. Über die Anklageerhebung sei die Dormitio-Abtei, zu der das Kloster Tabgha gehört, bisher nicht offiziell unterrichtet worden, sagte Nikodemus: "Ich nehme zur Kenntnis, dass die Ermittlungen offensichtlich erfolgreich waren."

Für den Fall, dass die Angeklagten zu Haftstrafen verurteilt werden, kündigte der Benediktinerpater einen Gefängnisbesuch an: "Wir möchten mit diesen Leuten reden. Wir sind bereit zur Versöhnung."

Der Angriff auf Tabgha sei auch ein Angriff auf das rechtsstaatliche System und Religionsfreiheit gewesen, sagte Nikodemus. Die Dormitio-Abtei auf dem Jerusalemer Zionsberg war im Mai vergangenen Jahres Ziel eines Brandschlages. Schon vor zwei Jahren habe die Polizei Überwachungskameras vor der Benediktiner-Abtei anbringen wollen, das sei bis heute nicht passiert, kritisierte der Klostersprecher. Die Angriffe würden immer schlimmer.

Spenden zum Wiederaufbau nötig

"Früher hat uns mal einer Müll in den Garten geworfen oder eine Autoscheibe eingeschlagen", sagte der 36-jährige Pater, der aus Stuttgart stammt und seit zwölf Jahren in Israel lebt. Mittlerweile werde er jeden zweiten Tag angespuckt. Junge jüdische Extremisten forderten die Mönche in der Jerusalemer Altstadt auf, nach Italien zurückzugehen: "In ihren Augen sind alle Mönche Italiener." Bei den Tätern handele es sich zumeist um nationalreligiöse Juden aus dem Umfeld radikaler Siedler und nicht um Ultraorthodoxe, wie im Ausland oft irrtümlich vermutet werde. Aus der israelischen Gesellschaft, von Rabbinern und ultraorthodoxen Politikern hätten die Benediktiner nach dem Tabgha-Anschlag viel Solidarität erfahren. 

Für den Wiederaufbau sei das Kloster weiter auf Spenden angewiesen. Das Kloster Tabgha befindet sich an dem Ort, an dem Jesus Christus bei der Speisung der Fünftausend eines seiner größten Wunder vollbracht haben soll, indem er fünf Brote und zwei Fische vermehrte. Der Deutsche Verein vom Heiligen Land hatte das Gelände 1889 erworben. Auf diesem befinden sich die byzantinische Brotvermehrungskirche mit Mosaiken mit Tier- und Pflanzendarstellungen sowie die Klosteranlage.