EKD-Ratsvorsitzender begrüßt engagierte Sterbehilfe-Debatte

Foto: Norbert Neetz
EKD-Ratsvorsitzender begrüßt engagierte Sterbehilfe-Debatte
Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, sieht die Debatte um die Sterbehilfe als hilfreich an, um die Versorgung schwerstkranker und sterbender Menschen in Deutschland zu verbessern. Er sagte am Donnerstagabend beim Johannis-Empfang der Evangelischen Kirche in Berlin, die gegenwärtige Auseinandersetzung habe bereits zu einem breiten Konsens darüber geführt.

Der Bundestag hatte am Donnerstagmorgen mit den Beratungen über vier Gesetzentwürfe zur Sterbehilfe begonnen. Sie reichen von einem generellen Verbot der Beihilfe zum Suizid bis zur ausdrücklichen Erlaubnis für Sterbehilfevereine. Die Kirchen unterstützen den gegenwärtigen Mehrheits-Antrag, mit dem die Sterbehilfevereine verboten sollen. "Das Tötungstabu in unserer Gesellschaft darf nicht aufgeweicht werden", sagte Bedford-Strohm.

Der bayerische Landesbischof sprach in seiner ersten Rede als EKD-Ratsvorsitzender in der Hauptstadt unter dem Titel "Ich danke Gott und freue mich" über Gottvertrauen in unruhigen Zeiten. Er erinnerte damit auch an den Dichter Matthias Claudius und dessen 200. Todestag. Im Angesicht von Krisen, Kriegen und vielfachem Leid berge die traditionelle christliche Frömmigkeit eine große Kraftquelle, sagte Bedford-Strohm. Dies gelte nicht nur für den einzelnen Gläubigen, sondern für die Gesellschaft im Ganzen.

Wer aus Gottvertrauen lebe, lebe aus der Hoffnung. Er lasse sich vom Leid anderer berühren, aber nicht lähmen. Menschen die aus dem christlichen Glauben und im Vertrauen auf Gottes Hilfe leben, engagierten sich für Flüchtlinge, für Schwache und für die ökologische Neuorientierung von Wirtschaft und Gesellschaft, sagte der Theologe. Er dankte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) für ihren Einsatz auf dem G-7-Gipfel in Elmau für eine Weltwirtschaft, die ohne fossile Brennstoffe auskommt. 

Mit Blick auf die Krise in Griechenland forderte Bedford-Strohm die Politik auf, "das Friedensprojekt Europa zu retten" und bei allem berechtigten Bestehen auf Reformen nicht zu übersehen, "wir hart bestimmte Maßnahmen in Griechenland gerade die Schwachen treffen."

Der EKD-Bevollmächtigte in Berlin und Brüssel, Martin Dutzmann, erinnerte an die Befreiung Deutschlands vor 70 Jahren und die Schuld, die auch die Kirchen auf sich geladen haben. Die eigene Geschichte verpflichte Deutschland, dem Recht und dem Frieden zu dienen. An dem Johannisempfang der Evangelischen Kirche nahmen in diesem Jahr Bundespräsident Joachim Gauck, Kanzlerin Merkel, Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) sowie mehrere Kabinettsmitglieder teil.

Die Veranstaltung auf dem Berliner Gendarmenmarkt mit einem Festakt in der Französischen Friedrichstadtkirche ist alljährlich ein Treffen prominenter Vertreter der evangelischen Kirche mit Politikern aus Bundesregierung und Bundestag sowie Repräsentanten anderer Kirchen und Religionsgemeinschaften. Am Gendarmenmarkt befindet sich die Dienststelle des EKD-Bevollmächtigten Dutzmann.