Archäologen: Philister schätzten offenbar halluzinatorische Drogen

Archäologen: Philister schätzten offenbar halluzinatorische Drogen
Bei dem schon in der Bibel erwähnten Volk der Philister standen Halluzinationen verursachende Drogen offenbar hoch im Kurs. Einem deutsch-israelischen Forscherteam ist es erstmals gelungen, mit klinischen Untersuchungen den massiven Gebrauch von Bilsenkräutern (Hyoscyamus) in der Kultur der Philister nachzuweisen.

Ob die Drogen für Bestattungsrituale benötigt wurden oder die Teilnehmer religiöser Feierlichkeiten in Trance versetzen sollten, sei bislang unklar, sagte der Mainzer Professor für Biblische Archäologie, Wolfgang Zwickel, am Dienstag dem Evangelischen Pressedienst (epd). Ein ausführlicher, 300-seitiger Grabungsbericht mit den Ergebnissen der Analysen befindet sich derzeit in Druck.

Bereits im Jahr 2000 waren die Wissenschaftler um Zwickel und seine israelischen Kollegen Raz Kletter und Irit Ziffer bei einer Ausgrabung in Yavne bei Tel Aviv auf mehrere Tausend Kultgefäße aus der Eisenzeit gestoßen. Die Fundstätte war bereits vor einigen Jahren beschrieben worden, in einem zweiten Arbeitsschritt konnten nun die in den mehr als 2.500 Jahre alten Gefäßen verbrannten Rauschgifte ermittelt werden. Zwickel zufolge wurden die verwendeten Pflanzen eigens aus Afrika eingeführt, im damaligen Palästina seien sie nicht vorgekommen.

Vergleichbare Belege für einen derartigen Drogenkonsum gebe es aus der gesamten Region bislang nicht. "Wir haben einen Fund, der völlig einmalig ist", sagte der Wissenschaftler. In Israel plant die Hebräische Universität eine Ausstellung zu den Forschungsergebnissen unter dem Titel "Sex, Drugs and Rock 'n' Roll".

Die Philister und andere sogenannte Seevölker besiedelten in vorchristlicher Zeit die Mittelmeerküste Palästinas und führten den biblischen Berichten zufolge mehrfach Krieg gegen die Israeliten. Allgemein bekannt ist besonders der in der Bibel beschriebene Kampf des späteren Königs Davids gegen den hünenhaften Philister-Krieger Goliath.