Schwesig fordert Ehe für gleichgeschlechtliche Paare

Foto: dpa/Bernd von Jutrczenka
Schwesig fordert Ehe für gleichgeschlechtliche Paare
In der Debatte um die Homo-Ehe mehren sich die Stimmen derer, die homosexuelle Lebenspartnerschaften mit der Ehe gleichstellen wollen.

"Wir sollten diese Paare vollständig mit der Ehe gleichstellen und nicht erst auf einen erneuten Richterspruch warten", sagte Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig (SPD) den "Lübecker Nachrichten" (Sonntagsausgabe). Die Abstimmung in Irland habe gezeigt, dass die Gesellschaft in dieser Frage viel weiter sei, "als manche in der Union glauben mögen". Zustimmend äußerten sich am Wochenende auch Vertreter der evangelischen Kirche. In den Unionsparteien ist die Homo-Ehe dagegen weiter umstritten.

Ministerin Schwesig fordert zudem das Adoptionsrecht für homosexuelle Lebenspartnerschaften. In Deutschland lebten rund 7.000 Kinder in solchen "Regenbogenfamilien", sagte sie der Zeitung: "Wer diesen Paaren das Adoptionsrecht verweigert, beschneidet das Recht der betroffenen Kinder auf ihre Adoptiveltern." Abgeordnete von SPD, Linken und Grünen wollen nach Informationen der "Bild am Sonntag" in dieser Woche eine Erklärung veröffentlichen, in der sie eine "'Ehe für alle' - ohne Wenn und Aber" fordern.

Unionsfraktionsvize Schön regt CDU-Partei zur Homo-Ehe an

Unionsfraktions-Vize Nadine Schön schlug unterdessen einen CDU-Parteitag über die Bedeutung von Ehe für alle vor. "Ich rege an, dass sich der nächste Bundesparteitag intensiv mit diesem Thema befasst", sagte sie der in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post" (Samstagsausgabe). In Partei wie Bevölkerung gebe es darüber noch keinen gesellschaftlichen Konsens. Die Debatte brauche Zeit und müsse offen geführt werden.

Sie persönlich stehe der Ehe auch für Homosexuelle offen gegenüber, sagte die CDU-Politikerin. In gleich- wie gemischtgeschlechtlichen Partnerschaften übernähmen die Menschen Verantwortung füreinander. "Die Ehe ist Ausdruck dessen", sagte Schön. "Wir sollten zwei Dinge unterstützen: lebenslange Verantwortung füreinander und Familien, die Kinder großziehen."

Der stellvertretende Unionsfraktionsvorsitzende im Bundestag, Thomas Strobl (CDU), lehnt dagegen eine völlige Gleichstellung ab. Gemäß Koalitionsvereinbarung würden eingetragen Partnerschaft und Ehe in einem neuen Gesetz weiter angeglichen, sagte er der "Bild am Sonntag". Von Adoption und kompletter Gleichstellung sei in Koalitionsvertrag nicht die Rede.

Nach einem aktuellen Gesetzentwurf von Justizminister Heiko Maas (SPD) soll die eingetragene Lebenspartnerschaft der Ehe weiter angeglichen werden. Am Adoptionsrecht wird dabei jedoch nichts geändert: Schwule und lesbische Paare dürfen demnach Kinder weiterhin nicht gemeinsam und gleichzeitig adoptieren.

Käßmann: Homo-Ehe kann christlich begründet werden

Auch Berlins evangelischer Bischof Markus Dröge sprach sich vorbehaltlos für die rechtliche Gleichstellung der Homo-Ehe aus. Für seine Kirche sei praktizierte Homosexualität weder krankhaft noch sündhaft, erklärte der Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz am Samstag in Berlin. "Wenn Menschen, gleich welcher sexuellen Orientierung, dauerhaft und wechselseitig Verantwortung füreinander übernehmen, wollen wir als evangelische Kirche diese Verlässlichkeit fördern und begleiten", betonte er. Die Ehe von Mann und Frau werde dadurch keineswegs in ihrer Bedeutung gemindert.

Nach Ansicht der früheren Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland, Margot Käßmann, kann die Homo-Ehe gut christlich begründet werden. Auch stehe eine Befürwortung der Ehe gleichgeschlechtlicher Paare nicht im Gegensatz zu konservativen Überzeugungen, schreibt Käßmann in der "Bild am Sonntag". Im Gegenteil werde durch die Homo-Ehe die Institution der Ehe gestärkt.