Kongress "Leben und Tod" diskutiert seelische Widerstandskräfte

Kongress "Leben und Tod" diskutiert seelische Widerstandskräfte
Rhythmus im Leben, Rituale beim Abschied - und immer wieder der Blick auf helfende Menschen: Das kann in tiefen Krisen die Seele stärken, wie auf der Bremer Kongressmesse "Leben und Tod" am Freitag deutlich wurde.

Am wichtigsten für Trauernde und Schwerkranke sei es, die Opferrolle zu verlassen, sagte Hospizexpertin Monika Müller. Es komme darauf an, in kleinen Schritten das eigene Leben zu gestalten und dabei auch Hilfe anzunehmen.

Die seelischen Widerstandskräfte in Krisenzeiten, kurz "Resilienz", sind Schwerpunkt der Messe, die am Samstag zu Ende geht. TV-Moderatorin Susanne Conrad sagte in einer Gesprächsrunde, bei ihrer Krebserkrankung vor 13 Jahren habe sie die Angst weiter gebracht. Sie habe ihre Suche nach dem Sinn des Lebens angetrieben. "Und zwang mich, nach vorne zu schauen", ergänzte die Journalistin und Mutter von drei Kindern, die 2013 das Buch "Sterben für Anfänger" veröffentlichte.

Sie sei aus der Krise gestärkt hervorgegangen, sei ruhiger geworden und wolle nun nichts mehr aufschieben, was ihr wichtig sei. "Ich habe einen Trick", sagte Conrad. "Wenn ich vor der Entscheidung stehe, ob ich etwas mache oder nicht, frage ich mich, ob das am Ende meines Lebens wichtig wäre." Dazu gehöre bestimmt nicht der Ärger über eine Delle im Auto, sehr wohl aber der Besuch bei ihrer Tochter in Berlin.

"Was in der Trauer ganz blöd kommt, ist so ein Satz wie: Jetzt reiß dich mal zusammen", sagte der Schauspieler Markus Majowski, der sich als Botschafter für das Bremer Zentrum für trauernde Kinder und Jugendliche, "Trauerland", engagiert. Nach dem Tod seines Vaters hätten ihm geholfen: das Träumen, etwa beim Geschichten-Schreiben, und eine Struktur, beispielsweise im Sport - alles in Maßen, nichts übertrieben.



Fernsehmoderatorin Bärbel Schäfer waren nach dem Tod ihres Lebensgefährten und ihres Bruders besonders die Verwandten wichtig. "Umhüllt zu sein von der engen Familie, das hat mir geholfen", sagte sie. Zuerst habe sie gedacht, sie schaffe es nicht. "Jetzt weiß ich, ich kann das meistern." Hospizexpertin Müller rät Therapeuten, mit Menschen in Krisen auf Stärken und Ressourcen zu schauen, "nicht auf das, was fehlt". Das stärke die seelischen Widerstandskräfte.

Messe-Chefin Meike Wengler nannte als Ziel des Treffens "Leben und Tod", Besucher im Leben zu unterstützen und zu ermutigen, sich rechtzeitig und aktiv mit den letzten Dingen auseinanderzusetzen. Zu den 111 Ausstellern zählt die "Sterbeamme" Claudia Cardinal. "Sorge, Furcht, Angst und Panik werden Sterbenden und Schwerstkranken zu ständigen Begleitern", sagt die Hamburgerin. "Ich will ihnen diesen Horror nehmen und mit ihnen eine neue Haltung zum Sterben entwickeln."

Die Messe wendet sich vor allem an Menschen, die ehrenamtlich oder professionell in der Hospizarbeit, in der Palliativpflege, in der Trauerbegleitung sowie im Bestattungs- oder Friedhofswesen und in der Seelsorge tätig sind.