Befreite Geiseln berichten von Brutalität Boko Harams

Befreite Boko-Haram-Geiseln in Nigeria
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Befreite Boko-Haram-Geiseln in Nigeria.
Befreite Geiseln berichten von Brutalität Boko Harams
Nach ihrer Befreiung aus der Gewalt nigerianischer Terroristen haben erste Opfer die brutalen Bedingungen ihrer Gefangenschaft beschrieben.

Mehrere Frauen seien zu Tode gesteinigt worden, als das Militär auf die Lager von Boko Haram vorgerückt sei, berichteten sie nigerianischen Medien. Männer und ältere Jungen seien vor den Augen ihrer Familie ermordet worden. Die Frauen, von denen viele zwangsverheiratet worden seien, hätten unter ständiger Überwachung gestanden. Das Militär hatte am Samstag 275 von Boko Haram verschleppte Menschen in ein Auffanglager für Vertriebene gebracht.

Insgesamt hat das Militär nach eigenen Angaben in der vergangenen Woche gut 700 Menschen aus der Gewalt von Boko Haram befreit, vor allem Frauen und Kinder. Die meisten von ihnen wurden im Sambisa-Wald festgehalten im Nordosten des Landes. Der unzugängliche Wald, eine Wildnis nahezu von der Größe Bayerns, gilt als wichtigster Rückzugsraum von Boko Haram. Dort wurden auch die vor mehr als einem Jahr aus einem Internat verschleppten Schülerinnen vermutet. Am Wochenende waren laut Militär weitere 260 Frauen und Kinder im Bundesstaat Adamawa befreit worden.



Das nigerianische Militär meldete zudem die Festnahme eines Hintermannes, der die Terrorgruppe mit Nahrungsmitteln und Benzin versorgt haben soll. Der Mann sei am Sonntag am Rande der nordöstlichen Stadt Baga verhaftet worden, hieß es in einer am Montag verbreiteten Erklärung. Derzeit werde er verhört. Die Ermittler erhoffen sich Aufschluss darüber, wie die Konvois von Boko Haram über mehrere Jahre hinweg mit Treibstoff versorgt werden konnten.

Die Terrorgruppe befindet sich auf dem Rückzug, seit Soldaten aus Nigeria und mehreren Nachbarländern vor gut zwei Monaten eine gemeinsame Offensive gestartet haben. Boko Haram, deren Name "Westliche Bildung ist Sünde" bedeutet, versteht sich als Teil der Terrororganisation "Islamischer Staat". In den vergangenen Jahren sind bei Anschlägen der Gruppe vor allem im Nordosten Nigerias geschätzte 13.000 Menschen getötet worden. Boko Haram ist zudem in zahlreiche kriminelle Geschäfte verstrickt. Zwischenzeitlich hatte die Gruppe im Nordosten Nigerias ein Gebiet von der Größe Belgiens unter ihrer Kontrolle.