TV-Tipp des Tages: "Die Wallensteins: Dresdener Dämonen" (ZDF)

TV-Tipp des Tages: "Die Wallensteins: Dresdener Dämonen" (ZDF)
TV-Tipp des Tages: "Die Wallensteins: Dresdener Dämonen", Samstag, 18. April, 20.15 Uhr im Zweiten
Kommissarin Bärbel Wallenstein muss sich mit einer neuen jungen Kollegin rumschlagen, die zwar klug, aber auch kühl, besserwisserisch und vorlaut ist. Originell: Die beiden sind Mutter und Tochter.

Vor vier Jahren hat Sat.1 mit einem ausgesprochen reizvollen Krimiduo überrascht. Die Titelheldinnen aus "Hannah Mangold & Lucy Palm" (verkörpert von Anja Kling und Britta Hammelstein) waren eine Kombination wie Nitro und Glycerin: die eine knallhart, die andere durchgeknallt. Der Sender hat einen weiteren Film mit den beiden produzieren lassen ("Tod im Wald"), aber bis heute nicht ausgestrahlt. Dafür startet nun das ZDF mit den "Wallensteins" eine Krimireihe, deren personelle Konstellation ganz ähnlich klingt, und das nicht allein, weil Anja Kling auch hier die erfahrene Kommissarin spielt: Bärbel Wallenstein muss sich mit einer neuen jungen Kollegin rumschlagen, die zwar klug, aber auch kühl, besserwisserisch und vorlaut ist. Vor allem jedoch, und das ist tatsächlich originell, sind die beiden Mutter und Tochter, die sich seit zehn Jahren nicht gesehen haben, weshalb die Kombination ähnlich explosiv ist wie bei Mangold & Palm: Kim (Lisa Tomaschewsky) hat noch eine gewaltige Rechnung mit Bärbel offen. Der Episodentitel "Dresdener Dämonen" bezieht sich auf die Schatten der Vergangenheit, denen sie sich endlich stellen will.

In den Auftaktfilmen neuer Reihen drängt die Einführung der Figuren den eigentlichen Fall meist in den Hintergrund. Das ist diesmal nicht anders, zumal die ständigen Scharmützel zwischen Mutter und Tochter ohnehin interessanter sind als die Suche nach dem Mörder eines Junkies, der in den Überresten seiner explodierten Wohnung gefunden wird. Seine Freundin hat das Unglück nur durch Zufall überlebt, weil sie gerade in der Badewanne lag. Da die innerfamiliären Auseinandersetzungen vermutlich auch in den kommenden Folgen so etwas wie ein Alleinstellungsmerkmal für "Die Wallensteins" darstellen sollen, musste das preisgekrönte Autorenduo Christoph Silber und Thorsten Wettcke ("Das Wunder von Kärnten", zuletzt "Die Toten vom Bodensee: Familiengeheimnis") im ersten Aufeinandertreffen der beiden Frauen die Grundlagen für die Weitererzählung dieser horizontalen Ebene schaffen. Mit Benjamin Sadler (als Kollege aus dem Drogendezernat und Vater der Überlebenden), Andreas Schmidt und Inka Friedrich (als Eltern des Toten) sind die Gastrollen prominent besetzt, und ihre Handlungsebene ist auch durchaus ereignisreich, weil das brave Vorort-Ehepaar von einem stadtbekannter Drogenhändler bedroht wird, doch im Grunde dienen selbst die Ermittlungen nur als Bühne für das Duell der beiden Titelfiguren.

Natürlich ist die emotionale Bärbel Wallenstein für Anja Kling eine vergleichsweise normale Rolle, erst recht, wenn man sie an Hannah Mangold misst, die seit einem traumatischen Erlebnis die Gabe besitzt, das Böse zu spüren. Immerhin ist die Dresdener Kommissarin eine begnadete Tatort-Analytikerin, die zudem eine kriminaltechnische Ausbildung genossen hat; und ihre Einschätzung, Kim sie sei eine „Krawallmacherin und kleine Psychopathin“, ist als Aussage einer Mutter über ihre Tochter doch eher ungewöhnlich. Dabei hat Kim eigentlich nur eine kleine Zwangsneurose. In der Umsetzung fällt "Dresdener Dämonen" allerdings kaum aus dem Rahmen (Regie: Carlo Rola), und das nicht allein im Vergleich mit dem ungleich düsterer gestalteten Sat.1-Krimi. Umso größer ist der Unterhaltungswert der Hauptdarstellerinnen. Der Film ist zwar alles andere als eine Komödie, aber die boshaften Dialoge sind eine wahre Freude. Kein Wunder, dass sich der Kollege aus dem Drogendezernat angesichts des Dauerstreits der beiden Frauen erkundigt, ob das eine neue Verhörmethode sei. Es spricht für Buch und Regie, dass die Figurenentwürfe nicht überzeichnet wirken, obwohl das Revier die reinste Beziehungskiste ist: Bärbel Wallenstein hat ein aktuelles Verhältnis mit einem Kollegen (Tobias Oertel) und ein ehemaliges mit dem Gerichtsmediziner.