TV-Tipp des Tages: "Tatort: Dicker als Wasser" (ARD)

TV-Tipp des Tages: "Tatort: Dicker als Wasser" (ARD)
TV-Tipp des Tages: "Tatort: Dicker als Wasser", Sonntag, 19. April, 20.15 Uhr im Ersten
Schnörkelloser "Tatort" aus Köln mit Kommissar Schenk (Dietmar Bär) - ohne Mätzchen, mit viel Entfaltungsraum für Figuren und Darsteller.

Langjährige Freunde des Kölner "Tatorts" erinnern sich vielleicht noch: Vor 14 Jahren kam es im Rahmen der Folge "Bestien" zum großen Krach zwischen den Freunden und Partnern Ballauf (Klaus J. Behrendt) und Freddy Schenk (Dietmar Bär). Damals empfand Genussmensch Freddy unverblümte Sympathie für einen Mann, der offenbar den Mörder seiner Tochter getötet hat, zumal Ermittler und Täter unübersehbar aus dem gleichen Holz geschnitzt waren: Beide einte die Liebe zu schweren Motorrädern, das grundsätzlich grimmige Auftreten, der weiche Kern unter einer rauen Schale und die Liebe zu ihren Töchtern; von der sichtbaren Vorliebe für gutes Essen ganz zu schweigen. Den Bruder im Geiste verkörperte Armin Rohde, und der ist auch in "Dicker als Wasser" wieder mit von der Partie, diesmal jedoch nicht als Sympathieträger: Der hartgesottene Berufsverbrecher Trimborn, den der Vollblutmime hier verkörpert, erinnert viel eher an den durch und durch bösen Gangster King aus Hartmut Schoens Thriller "Alleingang". Der Mann bezeichnet sich treuherzig als "ein bisschen impulsiv", was im Klartext heißt: Wenn sich ihm jemand widersetzt, wird er umgehend brutal; das bekommt vor allem sein Sohn Erik (Ludwig Trepte) immer wieder zu spüren. Trotzdem ist Trimborn dank Rohdes großartigem Talent ein durchaus charmanter Zeitgenosse, dessen Charisma man leicht erliegt.

Erneut macht Norbert Ehry, der auch das Drehbuch zu "Bestien" geschrieben hat, Schenk zur zentralen Figur: Der Kommissar ist überzeugt, dass Trimborn einen jungen Nachtclubbesitzer umgebracht hat. Bislang war der Verbrecher stets zu clever für die Polizei. Anscheinend hat er vor vielen Jahren sogar seine Frau ermordet, um die Lebensversicherung zu kassieren. Schenk entwickelt eine regelrechte Obsession. Er ist überzeugt, dass der Ganove ein letztes großes Ding plant. Um ihn zu überführen, behält er ihn nach allen Regel der Überwachungskunst im Auge, und dafür greift er auch zu illegalen Methoden.

Regisseur des Films ist Kaspar Heidelbach, der mit "Dicker als Wasser" bereits seinen zwölften Fall mit den Kölner Kommissaren gedreht hat; bei "Bestien" war er ebenso mit von der Partie wie Komponist Arno Steffen, der regelmäßig mit dem Regisseur zusammenarbeitet und auch diesen Krimi mit sehr stimmiger Musik unterlegt. Heidelbachs Inszenierung entspricht dem klassischen Kölner "Tatort"-Stil: schnörkellos, ohne Mätzchen, mit viel Entfaltungsraum für Figuren und Darsteller. Mit zunehmender Dauer gewinnt der Film enorm an Intensität, zumal sich der Zweikampf immer mehr zuspitzt.

Trotz der in jeder Hinsicht eindrucksvollen physischen Präsenz von Bär und Rohde bleibt daneben noch genug Platz für maßgebliche weitere Figuren, verkörpert unter anderem von Alice Dwyer als Freundin von Erik und Jochen Nickel als Vater des Opfers. Eine wichtige, weil zukunftsweisende Personalie ist ebenfalls endlich geklärt: Nachfolger von Tessa Mittelstaedt als gute Seele im Büro der Kommissare ist nun endgültig Patrick Abozen, der sich schon vor zwei Jahren beim seinem ersten Auftritt als Vertretung ("Der Fall Reinhardt") für ein längerfristiges Beschäftigungsverhältnis empfohlen hatte.