Bedford-Strohm: Einsatz für andere darf nicht verloren gehen

Bedford-Strohm: Einsatz für andere darf nicht verloren gehen
Bonhoeffer-Gedenkfeiern enden mit Appell zum Einmischen
Der Widerstandskämpfer Dietrich Bonhoeffer hat ein großes Vermächtnis hinterlassen. Seine Worte, sein Handeln berühren die Menschen bis heute. In Flossenbürg erinnerte die evangelische Kirche an den Pfarrer, der hier vor 70 Jahren ermordet wurde.

Der bayerische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm hat die Christen aufgerufen, kompromisslos gegen Gewalt und Rechtsextremismus einzutreten. Sie sollten für Frieden, soziale Gerechtigkeit und ihren Glauben so einstehen wie es der Widerstandskämpfer Dietrich Bonhoeffer (1906-1945) vorgelebt habe, appellierte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) am Sonntag in seiner Predigt in einem Fernsehgottesdienst aus Flossenbürg. Anlässlich Bonhoeffers 70. Todestag wurde in dem Gedenkgottesdienst an den Berliner Pfarrer erinnert, der am 9. April 1945 von den Nationalsozialisten im Konzentrationslager Flossenbürg wegen Hochverrats hingerichtet wurde. Bonhoeffer gehörte zu den Verschwörern des gescheiterten Hitler-Attentats von 1944.

Beten und gerechtes Handeln seien nicht voneinander zu trennen, betonte Bedford-Strohm. "Wie können wir ehrlich beten und uns gleichzeitig von Flüchtlingsströmen abzuschotten versuchen?", fragte Bedford-Strohm mit Blick auf Konflikte in Syrien, Nigeria, im Irak und im Südsudan. Bei dem ermordeten Theologen seien auch heute noch kraftvolle Gedanken als konkrete Orientierung im Alltag zu finden.

Der Bischof warnte vor einer Kirche, "die sich bürgerlich eingerichtet hat, die mit ihren dreistelligen Millionenetats und ihren staatsanalogen Beamtenstrukturen" nichts von der Radikalität der Theologie Bonhoeffers ausstrahle. Die Spannung zwischen den radikalen Worten Jesu und dem Versuch, ihm in einer Institution mit klaren Zuständigkeiten und verlässlichen Verfahren nachzufolgen, müsse man aber "vielleicht einfach aushalten", sagte Bedford-Strohm.

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An dem Gedenkgottesdienst nahm auch der ehemalige Flossenbürger KZ-Häftling Jack Terry teil, der später mit dem Bischof die heutige KZ-Gedenkstätte besuchte. Der 85-Jährige hatte bereits am Freitag mit evangelischen Jugendlichen über seine Schreckenszeit gesprochen. Er war damals als polnischer jüdischer Junge mit 15 Jahren der jüngste KZ-Gefangene. Der heute in New York lebende Terry zeigte sich beeindruckt vom Einsatz junger Menschen, die gegen Rassismus und für Völkerverständigung eintreten.

Die evangelische Jugend in Bayern veranstaltete ein großes Begegnungstreffen rund um die KZ-Gedenkstätte Flossenbürg. Mehr als 400 junge Menschen setzten sich bis Samstag vier Tage lang mit Bonhoeffers Erbe auseinander. Auch Gruppen aus Israel und aus Belgien nahmen teil. Am 70. Todestag Bonhoeffers fand in den frühen Morgenstunden im ehemaligen Arresthof eine Gedenkandacht mit mehr als 200 Teilnehmern statt.