"Dann müssen Frauen auch gewählt werden!"

Foto: epd-bild/Norbert Neetz
Tagung der EKD-Synode 1989 in Bad Krozingen: Im Plenum sitzen immerhin ein paar Frauen.
"Dann müssen Frauen auch gewählt werden!"
Mit einem Frauenanteil von 46 Prozent in der Synode und 47 Prozent im Rat steht die Evangelische Kirche in Deutschland kurz vor einer gleichen Beteiligung von Männern und Frauen in den Leitungsgremien. Zu diesem Ergebnis kommt der erste Atlas zur Gleichstellung, der zum Internationalen Frauentag am 8. März erschienen ist. Ein Interview mit Synodenpräses Irmgard Schwaetzer.

Warum war es wichtig, die Verteilung von Männern und Frauen in Leitungsämtern und im Ehrenamt in den Gliedkirchen der EKD zu untersuchen?

Irmgard Schwaetzer: Einige Ergebnisse haben uns überrascht. In der mittleren kirchenleitenden Ebene, bei den Superintendenten und Dekaninnen sind nur 21 Prozent Frauen vertreten! Gefühlt hatten wir ja auch den Eindruck, dass inzwischen mehr Pfarrerinnen als Pfarrer in der evangelischen Kirche Dienst tun. Realität ist, dass unter den Ordinierten inzwischen 33 Prozent Frauen sind – immerhin. Aber nach wie vor weit von gerechter Teilhabe entfernt.

Welche Konsequenzen hat das Ergebnis für die Zukunft der Kirche?

Schwaetzer: Die Bitte an die Landeskirchen ist, nach den Gründen zu suchen, warum gerade auf der mittleren Ebene Frauen in nur so geringem Umfang beteiligt sind. Vielleicht hat es etwas mit der Ausgestaltung des Dienstes zu tun, dass Leitungsämter auf dieser Ebene für Frauen nicht attraktiv sind. Insgesamt werden wir weiter sehr sorgsam darauf achten müssen, dass Frauen bei den Vorschlägen für die Besetzung von Ämtern berücksichtigt werden. Und das Gesetz zur Gremienbesetzung muss konsequent umgesetzt werden.

Was muss getan werden, um Frauen die Teilhabe an Leitungsämtern – beispielsweise dem Bischofsamt – zu ermöglichen?

Schwaetzer: Inzwischen sind in vielen Landeskirchen Regionalbischöfinnen gewählt worden. Damit ist klar, dass es qualifizierte Kandidatinnen gibt. Wichtig ist, dass die Synoden Bischofswahlausschüsse wählen, die auf Geschlechtergerechtigkeit achten. Und dann müssen Frauen auch gewählt werden.