Kritik an "Körperwelten"-Ausstellung in Berlin

Kritik an "Körperwelten"-Ausstellung in Berlin
Nach jahrelangen Wanderausstellungen mit seinen "Körperwelten" hat Leichenplastinator Gunther von Hagens jetzt in Berlin eine ständige Ausstellung. Ungeachtet der Aufregung im Vorfeld hielt sich der Andrang am ersten Tag in Grenzen.

Nach monatelangem Streit hat am Mittwoch in Berlin das umstrittene "Menschen Museum" des Leichen-Plastinators Gunther von Hagens eröffnet. Direkt unter dem Fernsehturm werden künftig 20 plastinierte Menschenkörper in unterschiedlichen Posen und etwa 200 präparierte Körperteile gezeigt. Am ersten Öffnungstag des Museums wurden bis zum Nachmittag knapp 500 Besucher gezählt.

Unterdessen geht die Kritik an der Ausstellung weiter. Der Berliner Bischof Markus Dröge sagte, "es muss nicht alles gezeigt werden, was gezeigt werden kann". Mit dem "Menschen Museum" werde der Lust an der Sensation gedient, nicht jedoch einem tieferen Verstehen des menschlichen Wesens, sagte Dröge beim "Aschermittwoch der Künstler" in der katholischen Gedenkkirche Maria Regina Martyrum. Für den Abend war eine Trauerprozession von der St. Marienkirche auf dem Alexanderplatz zum nahegelegenen "Menschen Museum" geplant.

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Die plastinierten Leichenteile würden den Menschen schamlos auf seine materiellen Bestandteile reduzieren und einer würdigen Gedenkkultur berauben, sagte der evangelische Bischof weiter. Auch der Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Berlin-Stadtmitte, Bertold Höcker, wiederholte seine Kritik. In der "Bild"-Zeitung (Mittwochsausgabe) sagte der evangelische Theologe, Tote seien "keine Ausstellungsstücke". Jeder Mensch besitze "eine Würde, auch über den Tod hinaus".

Der Berliner Stadtbezirk Mitte, der bis zuletzt versucht hatte, die Eröffnung des Museums zu verhindern, verwies am Mittwoch auf das noch anhängige Gerichtsverfahren vor dem Oberverwaltungsgericht (OVG). Dabei geht es um die Frage, ob plastinierte Leichen überhaupt in der Öffentlichkeit gezeigt werden dürfen. Außerdem liegt dem OVG eine Beschwerde des Bezirkes gegen einen Beschluss des Verwaltungsgerichtes vor, in dem das Gericht dem Bezirk verbietet, gegen die Museumsbetreiber ein Zwangsgeld von 10.000 Euro pro Öffnungstag zu erheben.

Bezirksbürgermeister Christian Hanke (SPD) verwies zudem darauf, dass von den ausgestellten Körperteilen und Ganzkörperplastinaten die Einwilligungserklärungen der Körperspender fehlten. Die Rechtmäßigkeit "der bislang unbekannten Einwilligungen" sei aber eine weitere Voraussetzung für die Zulässigkeit der Ausstellung, sagte Hanke. Die Exponate in der ersten ständigen Ausstellung des Heidelberger Plastinators Hagens stammen nach dessen Angaben alle von freiwilligen Körperspendern.

Das Museum ist montags bis freitags von 9 bis 19 Uhr sowie am Wochenende von 10 bis 19 Uhr geöffnet.