Konfirmation: Dein Tag – dein Fest

Konfirmation: mehr ist als nur eine normale Party
Foto: epd-bild/Nadine Bracht
Ein wichtiger Tag beim Erwachsenwerden: die Konfirmation.
Konfirmation: Dein Tag – dein Fest
Früher dachte sie: Ganz schön übertrieben, das ganze Getue vor der Konfirmation - ist doch nur ein Fest unter vielen, wie ein Geburtstag. Nun wurde der zweite Sohn unserer Autorin Dorothea Heintze konfirmiert. Im Schwerpunkt "Konfirmation" bei evangelisch.de erklärt sie, warum dieses Fest doch ein bisschen mehr ist als nur eine normale Party.

Ich weiß es noch genau: Ich fand das Getue vorher ziemlich übertrieben. Immer wieder hatte mir meine Mutter in den Wochen vor der Konfirmation gesagt: Dies ist jetzt dein Tag, dein Fest. Alle kommen nur deinetwegen und es wird nie wieder in deinem Leben so einen Tag geben.

So ein Quatsch, dachte ich damals. Schließlich kommen auch an meinen Geburtstagen alle meinetwegen. Wo war da der Unterschied?

Es gab einen Unterschied. Im Nachhinein erinnere ich mich noch heute, Jahrzehnte später, an viele Einzelheiten meiner Konfirmation. Wer da war, wie das Wetter war, wer eine Rede gehalten hat, was es zum Essen gab, und ja klar, auch, wer mir was geschenkt hat. Geburtstage? Davon gab es so viele – wie soll ich mich an die alle erinnern?

"Das ist dein Fest!"

Vergangene Woche haben wir unseren zweiten Sohn konfirmiert – und was habe ich ihm vorher gesagt? Johannes, das ist dein Fest! Dein Tag! Alle kommen nur deinetwegen und es wird nie wieder in deinem Leben so einen Tag geben. Genieß es! Vermutlich dachte er genauso wie ich damals: So ein Quatsch.

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Doch dann – ja, dann hat er es eben doch genossen. Schon die Vorbereitung war anders als alles, was wir bisher mit ihm erlebt hatten. Wie vor zwei Jahren auch sein älterer Bruder, hat er vieles mitbestimmt. Wer wird eingeladen, wie feiern wir? Welchen Konfirmationsspruch wählt er? Was zieht er an, welche Farbe hat die Krawatte? Er, mit dem wir uns in letzter Zeit oft so erbittert streiten, weil mal wieder stundenlang die Glotze läuft und die Hausarbeiten vergessen werden – er hat Einladungskarten geschrieben, lange über der Tischordnung gebrütet, eine Rede verfasst, im Restaurant Probe gegessen und und und. Klar, auch da gab es immer mal wieder Zoff – aber es war anders als sonst. Es gab ein gemeinsames Ziel, wir alle zogen an einem Strang.

Und wie wunderbar war dann das Konfirmationswochenende selber: Alle Paten, auch die seines Bruders, waren da; angereist aus allen Ecken des Landes. Dazu Tanten und Onkel, entfernte Cousins, sein bester Freund und dessen Eltern. Meine 87-jährige Mutter hielt eine so schöne Rede auf ihn, dass nicht nur ich Rotz und Wasser heulte. Der Patenonkel erinnert sich daran, wie wir ihn damals überreden mussten, bitte, bitte doch noch Johannes als weiteres Patenkind zu nehmen – und wie sich dann zwischen ihm und Johannes ein ganz besonderes Verhältnis aufgebaut hat.

Muss man für so eine Erfahrung wirklich eine Konfirmation feiern?

Auch mein Mann ergriff das Wort, sprach ernst und leicht zugleich und die Cousins schickten per Video einen superwitzigen Film aus dem Ausland. Am Ende sangen wir alle einen auf Johannes gedichteten Kanon meiner Schwester. Und Johannes selbst, dieser große schlaksige Kerl hielt eine großartige Rede, charmant, witzig, souverän – einfach unglaublich, was alles in ihm steckt. Wie schon bei seinem Bruder zwei Jahre zuvor, war und ist mir seither klar: Die Kindheit ist vorbei. Jetzt beginnt ein neuer Abschnitt. Spannend!

Muss man für so eine Erfahrung wirklich eine Konfirmation feiern? Hätten wir nicht auch einfach seinen 15. Geburtstag als Anlass nehmen können, um ihn mit einer Feier aus der Kindheit verabschieden? Freunde von uns, die nicht in der Kirche sind, haben genau dies gemacht. Auch ihr Sohn, so die Argumentation, solle eine schöne Feier und natürlich dann auch die dicken Geschenke bekommen.

Raum und Zeit blieben stehen

Jeder wie er mag. Ich jedenfalls freue mich darüber, dass wir uns nichts Künstliches ausdenken mussten, sondern dass uns die Kirche eine Struktur vorgeben hat. Niemals in meinen Leben werde ich das Gefühl vergessen, beim Abendmahl direkt hinter Johannes gestanden zu haben. Fast körperlich fühlte ich die Verbindung zu ihm. Raum und Zeit blieben für einen Moment stehen.

Weder mein Mann und ich sind super-treue Gottesdienstgänger und wie gläubig jeder von uns ist – das ist unsere Privatsache. Aber das Gefühl, dass es da eine Gemeinschaft gibt, in die nun auch Johannes aufgenommen wurde, gibt mir eine Ruhe und Gewissheit, die ich bisher in meinem Leben nur bei der Taufe der beiden Kinder und bei der Konfirmation unseres älteren Sohnes gespürt habe. Und dafür bin ich dankbar.