Trauer um "Malerpfarrer" Sieger Köder

Trauer um "Malerpfarrer" Sieger Köder
Fast die ganze Bibel hat Sieger Köder gemalt - in leuchtenden Farben und ohne viele Schnörkel. Nun ist der "Malerpfarrer" im Alter von 90 Jahren gestorben.

Er hat vielen Menschen mit seinen Bildern einen Zugang zur Bibel eröffnet: Der als "Malerpfarrer" bekannte Künstler Sieger Köder ist im Alter von 90 Jahren gestorben. Das bestätigte die Diözese Rottenburg-Stuttgart am Montag. Köder starb demnach in einem Krankenhaus in seiner Heimatstadt Ellwangen.

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Köder hat Dutzende Kirchen künstlerisch ausgestaltet, Kirchenfenster und Skulpturen bearbeitet, viele hundert Gemälde hängen in ganz Europa. Der Rottenburger Bischof Gebhard Fürst nannte den Tod des Priesters einen "unersetzlichen Verlust" für die Diözese. Fürst würdigte Köder als herausragenden Künstler und religiösen Pädagogen.

Eines seiner erfolgreichsten Werke ist die 1992 veröffentlichte Köder-Bibel mit 107 Bildern, die zehntausendfach verkauft wurde und inzwischen in der 11. Auflage vorliegt. "Da war immer sehr viel theologisches Wissen verarbeitet, ganz tiefsinnige Glaubenszusammenhänge", sagte der befreundete Bildhauer Rudolf Kurz aus Ellwangen.

Nach dem Abitur 1943 in Ellwangen wurde Köder im Zweiten Weltkrieg zur Wehrmacht eingezogen. Er geriet in amerikanische Gefangenschaft, aus der er an Heiligabend 1945 zurückkehrte. Köder ging an die Kunstakademie Stuttgart, studierte in Tübingen Anglistik und wurde Lehrer für Kunst und Englisch an einem Gymnasium in Aalen. Sein Interesse an der Kirche wurde in dieser Zeit immer stärker.

In Tübingen und München studierte er katholische Theologie, wurde Vikar in Ulm und übernahm mit 50 Jahren seine erste Gemeinde in einem kleinen Dorf auf der Ostalb. Zum Malen blieben ihm dadurch bis zu seiner Pensionierung 1995 nur die Nächte.

Seine Kritiker machten Köder den Vorwurf, seine Bilder seien bloße Illustrationen biblischer Texte, keine eigenständigen Kunstwerke. Köder ging es nach eigenen Angaben aber darum, den Glauben zu vermitteln. "Eines seiner Hauptanliegen war nicht, sich in der Kunstszene wichtig zu machen, sondern den Menschen mit seinen Bildern die Botschaft der Heiligen Schrift nahe zu bringen", sagte Michael Kessler vom Kunstverein der Diözese Rottenburg-Stuttgart. "Er hat eine originelle, theologisch durchdachte Bilderwelt geschaffen."