Kirchenleitung veröffentlicht Entschuldigung für umstrittene Predigt

Kirchenleitung veröffentlicht Entschuldigung für umstrittene Predigt
Nach einem Gespräch zwischen Spitzenvertretern der Bremischen Kirche, dem streng konservativen Pastor Latzel und Vertretern seiner Gemeinde bemühen sich die Beteiligten um eine Glättung der Wogen. Der Dissens um theologische Positionen aber bleibt.

###mehr-links###

Mitglieder der Kirchenleitung in Bremen haben sich für Teile einer Predigt entschuldigt, in denen der umstrittene evangelische Pastor Olaf Latzel andere Religionen beleidigt hat. Die Entschuldigung richteten Kirchenpräsidentin Edda Bosse und Schriftführer Renke Brahms am Dienstagabend in einer Erklärung an muslimische, buddhistische und katholische Gesprächspartner im interreligiösen Dialog. Bosse und Brahms hatten sich zuvor mit Pastor Latzel und Vorstandsmitgliedern seiner St.-Martini-Gemeinde zu einem Gespräch getroffen.

Als Pastor der Bremischen Evangelischen Kirche hatte der 47-jährige Latzel vor gut zwei Wochen in einer Kanzelrede das islamische Zuckerfest als "Blödsinn" und Buddha als "dicken, fetten Herrn" bezeichnet. Zudem sprach er vom katholischen "Reliquiendreck". Die Bremer Staatsanwaltschaft prüft, ob die Predigt den Anfangsverdacht einer Straftat wie Volksverhetzung oder Beschimpfung einer Religionsgemeinschaft erfüllt.

Interreligiöser Dialog in Bremen soll nicht belastet werden

Die bremische Kirche führe den Dialog mit anderen Konfessionen und Religionen aus christlicher Überzeugung respektvoll und wertschätzend, heißt es in der Erklärung, die gemeinsam mit der St.-Martini-Gemeinde veröffentlicht wurde. Beleidigungen, Diskriminierung und Kränkung der Gesprächspartner sowie aller evangelischen Christinnen und Christen, die seit Jahren engagiert dieses Gespräch suchten und führten, "haben hier keinen Raum". Pastor Latzel habe sich im Gespräch für alle Äußerungen entschuldigt, mit denen er Menschen anderer Religionen und Konfessionen diskriminiert und beleidigt habe.

###mehr-artikel###

Gleichwohl heißt es in dem Text, bestünden zwischen den Mitgliedern der Gemeinde und der Kirchenleitung unterschiedliche theologische Positionen. Laut Kirchenverfassung genießen alle 61 Gemeinden der Bremischen Evangelischen Kirche Lehr-, Glaubens- und Gewissensfreiheit. Es sei deutlich geworden, dass in der Bremischen Evangelischen Kirche eine theologische Auseinandersetzung geführt werden müsse.

Latzel hatte in den zurückliegenden Tagen die massive Kritik an seiner Predigt immer wieder mit dem Hinweis zurückgewiesen, die kritisierten Zitate seien aus dem Zusammenhang gerissen, er sei ausschließlich gegen eine Vermischung der Religionen. Die St. Martini-Gemeinde kündigte für ihren Gottesdienst am Sonntag eine Erklärung an.

Kirchliche Mitarbeiter und Pastoren hatten zuletzt disziplinarrechtliche Schritte der Kirchenleitung gegenüber Latzel gefordert. An diesem Mittwoch wollen Pastoren mittags auf den Bremer Domtreppen mit einem "Zusammenstehen" ihren Protest gegen den streng konservativen evangelischen Pastor Latzel ausdrücken.

Bei Facebook und im Internet erfährt Latzel unterdessen tausendfach Unterstützung von evangelisch-konservativen Christen, die eine Initiative "Wir sind Olaf" gegründet haben. Bei Facebook haben mehr als 4.300 Nutzer "Gefällt mir" für die Aktion "Solidarität mit Olaf Latzel" geklickt.

Erklärung im Gottesdienst der Bremer St.-Martini-Gemeinde am 8. Februar, Beginn 10 Uhr, Prediger Johannes Müller.