Staatsanwaltschaft in Mexiko erklärt verschleppte Studenten für tot

Foto: dpa/Sashenka Gutierrez
Der mexikanische Generalstaatsanwalt Jesus Murillo Karam während einer Pressekonferenz in Mexiko City.
Staatsanwaltschaft in Mexiko erklärt verschleppte Studenten für tot
Vier Monate nach der Entführung von 43 Studenten in Mexiko hat die Staatsanwaltschaft die jungen Leute für tot erklärt.

"Das ist die historische Wahrheit, die auf wissenschaftlichen Beweisen beruht", sagte Generalstaatsanwalt Jesús Murillo Karam am Dienstag (Ortszeit) laut  Medienberichten. Die Studenten seien entführt, verbrannt und die Überreste dann in einen Fluss geworfen worden. Den Auftrag für den Massenmord soll der Bürgermeister der Stadt Iguala gegeben haben. Mitglieder der Drogenmafia führten zusammen mit örtlichen Polizisten das Verbrechen aus.

Karam betonte, dass 99 Zeugen angehört worden seien. Mehr als 90 Menschen seien festgenommen worden, darunter rund 60 Polizisten sowie der Bürgermeister von Iguala, José Luis Abarca, und seine Frau.

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Die Studenten waren am 26. September nach einer Auseinandersetzung mit der Polizei in Iguala im Bundesstaat Guerrero verschleppt und von den Sicherheitskräften an die Mitglieder der Drogenbande "Guerreros Unidos" übergeben worden. Die Aktion soll der Bürgermeister von Iguala angeordnet haben, der enge Verbindungen zur Drogenmafia haben soll. Offenbar wollte er verhindern, dass die Studenten gegen eine Veranstaltung seiner Frau protestieren.

Bandenmitglieder haben inzwischen den Mord gestanden und die Polizei zu einem Massengrab auf einer Mülldeponie geführt. Bei der Vernehmung hätten sie angegeben, die Studenten mit Mitgliedern der verfeindeten Bande "Los Rojos" verwechselt zu haben, erklärte die Staatsanwaltschaft. Als Hauptverantwortlicher gilt der seit Mitte Januar inhaftierte "El Cepillo", örtlicher Chef der "Guerreros Unidos". Die Staatsanwaltschaft beantragte gegen ihn eine Freiheitsstrafe von 140 Jahren wegen mehrfachen Mordes. Forensische Experten versuchen seitdem, aus den Resten der verbrannten Leichenteile die Studenten zu identifizieren. Bislang gelang das nur in einem Fall.

Die Familien der Studenten bezweifeln indes die Ermittlungsergebnisse. Sie werfen der Polizei vor, die Untersuchungen verschleppt zu haben und in das organisierte Verbrechen verwickelt zu sein. Die Familien verlangen eine eindeutige genetische Identifikation der Leichen. Das gerichtsmedizinische Institut der Universität Innsbruck wurde als unabhängige Institution mit den Untersuchungen betraut.

Das Verbrechen hat eine Protestwelle im ganzen Land ausgelöst. Seit Monaten demonstrieren Hunderttausende Menschen gegen Korruption und die Macht der Drogenkartelle. Der Drogenkrieg in Mexiko hat seit 2006 bereits mehr als 70.000 Menschen das Leben gekostet.