Kirche in Baden-Württemberg: Im Winter keine Flüchtlinge abschieben

Kirche in Baden-Württemberg: Im Winter keine Flüchtlinge abschieben
Die evangelische Kirche in Baden-Württemberg verlangt einen vorläufigen Abschiebestopp für Flüchtlinge in den Wintermonaten.

"Wir sind dafür, dass über die Winterzeit niemand abgeschoben werden sollte", erklärten die Landesbischöfe Jochen Cornelius-Bundschuh und Frank Otfried July am Montag in Karlsruhe. Laut einer epd-Umfragen wollen unter den Bundesländern bisher nur Schleswig-Holstein und Thüringen auf Abschiebungen in Länder verzichten, in denen strenger Winter herrscht. Dazu zählen auch alle Balkanstaaten.

###mehr-links###

Den betroffenen Menschen drohten Situationen, in denen sie "den Winter nicht vernünftig überleben können", sagte der badische Landesbischof Cornelius-Bundschuh. Die Behörden in Baden-Württemberg wollen am Dienstag vom Flughafen Baden-Baden/Karlsruhe aus zahlreiche abgelehnte Asylbewerber, die meisten von ihnen Sinti und Roma, nach Serbien und Mazedonien ausfliegen. Gegen die Abschiebung hatten bereits am Samstag in Freiburg mehr als 800 Menschen protestiert.

Engpass in Karlsruhe

Die Flüchtlingsarbeit hat nach Ansicht der Bischöfe einen hohen Stellenwert in den Kirchen. "Diese Arbeit ist nicht nur irgendein Thema, sondern gehört zum Herzschlag kirchlicher Arbeit", sagte der württembergische Landesbischof July. "Wir wollten heute durch den Besuch auch die Willkommenskultur stärken", betonte Cornelius-Bundschuh. Beide Geistliche äußerten sich bei einem Besuch der Erstaufnahmestelle für Flüchtlinge in Karlsruhe. In den vergangenen Monaten gab es immer wieder Berichte über die überfüllte Einrichtung. In Karlsruhe sowie den Außenstellen sind gegenwärtig rund 3.600 Flüchtlinge untergebracht, jeden Tag kommen neue hinzu. Bis Weihnachten rechnen die Verantwortlichen mit einem weiteren Engpass.

###mehr-artikel###

Die Situation in Karlsruhe ist nach Ansicht der Bischöfe weiterhin angespannt. "Die personellen Nöte bleiben sicherlich ein Problem", betonte Cornelius-Bundschuh. Er und July dankten insbesondere den haupt- und ehrenamtlichen Helfern. "Wir müssen uns vor allem klar machen, was das auch für eine Belastung für die dort arbeitenden Menschen ist", sagte der badische Landesbischof.

Die Zahl der Flüchtlinge in Deutschland ist in den vergangenen Monaten deutlich gestiegen. Grund sind vor allem die kriegerischen Auseinandersetzungen im Nahen und Mittleren Osten. Die Zahl der Asylanträge für das aktuelle Jahr lag Ende November bei 181.453. Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge geht davon aus, dass die Zahl der Asylanträge bis Jahresende die 200.000er-Marke erreicht. Das wäre der höchste Wert seit 1992.