Altbischof Huber: Berlin ist "religiös gemäßigte Zone"

Evangelische Sophienkirche Berlin
Foto: dpa/Lukas Schulze
Die evangelische Sophienkirche in Berlin.
Altbischof Huber: Berlin ist "religiös gemäßigte Zone"
Weltweit erhalte das Christentum starken Zulauf, sagte der Bischof und verwies auf Entfremdungssituationen von der Kirche im 19. Jahrhundert.

Altbischof Wolfgang Huber und der Sozialphilosoph Hans Joas sehen das Christentum ungeachtet von Säkularisierungstendenzen nicht bedroht. Im Weltmaßstab sei die Lage "nicht so verzweifelt", wie sie in Deutschland erscheine, sagte der Soziologe Joas von der Humboldt-Universität am Mittwochabend in Berlin. Huber unterstrich, das Christentum sei weltweit betrachtet eine stark wachsende Religion. Klar sei jedoch, dass man etwa in Berlin in einer "religiös gemäßigten Zone" lebe.

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Der frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) verwies auf frühere Entfremdungssituationen von der Kirche, etwa im späten 19. Jahrhundert. Gemessen daran sei die heutige Quote von vier Prozent Gottesdienstbesuchern schon ein Erfolg. In der deutschen Hauptstadt und ihrer Umgebung habe die Distanz zum Glauben eine lange Tradition, ergänzte Huber. Viele Menschen in Ostdeutschland lebten inzwischen in der dritten Generation ohne direkten Kontakt zum Glauben. Berlin hat rund 3,5 Millionen Einwohner, davon gehört rund eine Million den beiden großen Kirchen an.

Huber warnte zugleich davor, die Kirchen in der öffentlichen Debatte über Glauben nur noch als eine Art "Bundesagentur für Werte" zu betrachten. Die Unentbehrlichkeit der Kirchen zeige sich nicht nur in ihren Folgen und Wirkungen, sondern eben darüber hinaus auch darin, "dass Menschen fröhlich leben und getröstet sterben", sagte der Sozialethiker und frühere Berliner Bischof. Huber und Joas äußerten sich bei einem kirchenpolitischen Empfang der CDU-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus.