Merkel besucht ökumenischen Friedensgottesdienst in Polen

Merkel besucht ökumenischen Friedensgottesdienst in Polen
Kurz nach dem Mauerfall hatten am 12. November 1989 der damalige Kanzler Helmut Kohl (CDU) und der polnische Regierungschef Tadeusz Mazowiecki an der Kreisauer Versöhnungsmesse teilgenommen. Angela Merkel wird nun an der Jubiläumsfeier teilnehmen.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) reist am Donnerstag (20. November) zu den Feierlichkeiten zum 25. Jahrestag der Versöhnungsmesse im polnischen Krzycowa (Kreisau). Merkel wird an einem Festakt der "Stiftung Kreisau für Europäische Verständigung" teilnehmen, wie eine Sprecherin der Bundesregierung am Freitag in Berlin mitteilte. Zusammen mit Polens Ministerpräsidentin Ewa Kopacz wird die Kanzlerin die Freilichtausstellung "Mut und Versöhnung" besuchen. Zudem nimmt Merkel an einem ökumenischen Gottesdienst in der Friedenskirche Swidnica (Schweidnitz) teil. 

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Am 12. November 1989, drei Tage nach dem Fall der Berliner Mauer, hatten der damalige Kanzler Helmut Kohl (CDU) und der polnische Regierungschef Tadeusz Mazowiecki an der Kreisauer Versöhnungsmesse teilgenommen. Die Feier und die Umarmung der beiden Staatsmänner gelten als Symbol der Verständigung und Aussöhnung zwischen Polen und Deutschland. Während des Zweiten Weltkrieges fanden in Kreisau die Treffen der Widerstandsgruppe "Kreisauer Kreis" statt. 1998 wurde dort die Internationale Jugendbegegnungsstätte "Stiftung Kreisau für Europäische Verständigung" eröffnet.

Auf dem Weg nach Kreisau hatten Kohl und Mazowiecki auch die Schweidnitzer Friedenskirche besucht. Das Gotteshaus soll laut Medienberichten bis 2016 für umgerechnet 3,3 Millionen Euro renoviert werden. Vor allem die beiden Orgeln müssten umfassend restauriert werden, berichtete die Tageszeitung "Gazeta Wroclawska" am Freitag. "Wir wollen zur Tradition der Konzerte mit zwei Orgeln zurückkehren", sagte die Konservatorin Bozena Pytel.

Die 1656/57 erbaute Schweidnitzer Kirche gilt als die größte Fachwerkkirche Europas. Seit 2001 gehört sie gemeinsam mit der Friedenskirche in Jawor (Jauer) zum UNESCO-Welterbe. Die Errichtung der Gotteshäuser ist Ergebnis des Westfälischen Friedens von 1648. Damals wurde Kaiser Ferdinand III. verpflichtet, dem Bau jeweils einer "Friedenskirche" in Jauer, Glogau und Schweidnitz durch die schlesischen Protestanten zuzustimmen. Nach kaiserlichem Erlass waren als Baumaterialien nur Holz, Sand, Ton und Stroh zugelassen. Die Glogauer Kirche wurde 1758 bei einem Stadtbrand zerstört.

Die Innenausstattung der basilikaähnlichen Friedenskirche in Schweidnitz ist im Barockstil gehalten. Finanziert werden die Renovierungsarbeiten, die auch den Friedhof betreffen, überwiegend mit Geldern, die Norwegen für seine Teilnahme am EU-Binnenmarkt zahlt. Die Friedenskirche gehört zur Diözese Wroclaw (Breslau) der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen, zu der rund 75.000 Christen zählen.