Weihnachten ohne Schnee in Augsburg

Theaterleiter Klaus Marschall mit den Weihnachtsfiguren
Foto: epd/Daniel Wenisch
Theaterleiter Klaus Marschall mit den Weihnachtsfiguren
Weihnachten ohne Schnee in Augsburg
Die Augsburger Puppenkiste will die Weihnachtsgeschichte möglichst bibeltreu inszenieren. Schnee gibt es dabei auf keinen Fall, schließlich spielt die Geschichte im Nahen Osten. Doch die Inszenierung erlaubt sich einige Abwandlungen vom Original: Melchior beispielsweise spricht mit österreichischem Akzent.

Der Schnee wird ihr fehlen. Weihnachten, ohne dass es weiß vom Himmel rieselt, das hat es schon lange nicht mehr gegeben, sagt Judith Gardner. In der Augsburger Puppenkiste, wo sie als Regieassistentin arbeitet, fällt der Konfettischnee im traditionellen Weihnachtsstück in diesem Jahr aus. Schließlich spielt das Stück im Nahen Osten: Das traditionsreiche Marionettentheater bringt erstmals die biblische Weihnachtsgeschichte auf die Bühne.

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23 Figuren - von Maria und Josef, den Heiligen Drei Königen bis hin zu den Hirten - wurden für die Inszenierung geschnitzt. Für Theaterleiter und Regisseur Klaus Marschall ist das Stück eine Herzensangelegenheit: "Viele denken an Weihnachten nur noch an den Coca-Cola-Weihnachtsmann oder die Weihnachtsgeschichte nach Charles Dickens", kritisiert er bei der Vorstellung des Stücks am Dienstag in Augsburg. Mit einer möglichst bibeltreuen Erzählung will Marschall die Geschichte aus dem Matthäus- und Lukasevangelium, wie er selbst sie unterm Weihnachtsbaum immer von seinem Großvater gehört hat, nun wieder in den Mittelpunkt rücken.

Figuren sprechen mit Dialekt

Ganz ohne Verfremdung des Originals aus der Heiligen Schrift kommt aber auch die Puppenkiste nicht aus: "Maria und Josef bekommen zum Beispiel im Esel einen frechen Freund, der auch ein Sympathieträger für die Kinder sein soll. Es soll ja ein Stück für die ganze Familie sein", sagt Gardner, die die Dialoge für die Inszenierung verfasst hat. Auch um die kulturelle Vielfalt zu demonstrieren, die zur damaligen Zeit im Nahen Osten herrschte, greift Regisseur Marschall zu einem Trick: Einige Figuren sprechen mit Dialekt. So erhält König Melchior einen österreichischen Akzent. Erzengel Gabriel wird einen jiddischen Einschlag in seiner Sprache haben.

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Die Geschichte von der Volkszählung, der Reise von Maria und Josef nach Bethlehem und der Geburt Jesu ist in der Bibel nur einige Verse lang. Einige Ausschmückungen bleiben da nicht aus, um ein eineinhalbstündiges Marionettentheater zu inszenieren. Und dennoch: "Es wird ein sehr klassisches Krippenspiel, eine Weihnachtsgeschichte auf eine angenehme altmodische Art", betont Gardner.

Puppenkiste zieht Besucher aus aller Welt an

Premiere der Bibelinszenierung mit den Marionetten ist am 6. Dezember. Bis zum 3. Januar soll es 22 Vorstellungen geben. Die meisten Karten sind allerdings bereits vergriffen. Damit scheint die Weihnachtsgeschichte die Erfolgsstory des Augsburger Marionettentheaters fortzuschreiben.

Für die 425 Vorstellungen im vergangenen Jahr sind 99 Prozent der Tickets verkauft worden, wie Marschall bei der Vorstellung der Weihnachtsgeschichte berichtet. Insgesamt besuchten 2013 rund 93.300 Menschen das Theater. Sogar aus Costa Rica, dem Libanon oder Singapur kamen Zuschauer in die Puppenkiste. In den kommenden Jahren können die Besucher in der Adventszeit übrigens wieder auf Vorstellungen ohne Schnee hoffen: Fortsetzungen der Weihnachtsgeschichte sind fest eingeplant.