Jemen: Präsident Saleh bei Beschuss verletzt

Jemen: Präsident Saleh bei Beschuss verletzt
Im Jemen geht der Machtkampf blutig weiter. Jetzt wurde auch der umstrittene Langzeitpräsident Salih bei einem Angriff auf seine Residenz verletzt. Die EU fordert ein Ende der Gewalt.

Die EU-Außenbeauftragte Cathrine Ashton hat ein Ende der Gewalt im Jemen gefordert. "Ich verlange einen sofortigen Waffenstillstand", sagte Ashton am Freitag in Brüssel. Regierungstruppen und Stammesmilizen sollten sich zurückhalten und die "Eskalation der Gewalt" beenden. "Ich habe Präsident (Ali Abdullah) Salih immer wieder ermahnt, den Forderungen der Menschen im Jemen zu folgen und die Macht zu übergeben." Die USA verurteilten die "sinnlose Gewalt" in dem vom Terror heimgesuchten Armenhaus der arabischen Halbinsel.

"Das war ein fehlgeschlagener Attentatsversuch"

Salih wurde am Freitag während eines Gebetes, das er mit anderen Politikern in einer Moschee neben dem Palast verrichtete, von einem Granatsplitter am Kopf getroffen. Das sagte einer seiner Vertrauten dem Nachrichtensender Al-Arabija. Der seit 1978 herrschende Salih drohte seinen Gegnern nach dem Anschlag blutige Rache an. Nach seinen Angaben starben bei der Attacke vom Freitag sieben Menschen.

Salih machte eine verfeindete Gruppierung, die die seit Monaten demonstrierenden Regimegegner unterstützt, für das Attentat verantwortlich. Das Büro des oppositionellen Scheichs Sadik al-Ahmar verneinte eine Verwicklung in den Zwischenfall.

Unmittelbar nach der Attacke auf die Residenz waren in dem Viertel der Hauptstadt noch Schüsse und Detonationen zu hören. Nach ersten Angaben des staatlichen jemenitischen Fernsehens wurden der Prediger der Moschee und drei Angehörige der Präsidentengarde getötet.

"Dies war ein Attentatsversuch und er ist fehlgeschlagen. Seiner Exzellenz dem Präsidenten geht es gut und er wird bald vor die Presse treten", sagte Jassir al-Jamani, ein Parteigenosse des Präsidenten, nach dem Anschlag. Mehrere Politiker seien verletzt worden, darunter Parlamentspräsident Jahja al-Rai und Vize-Ministerpräsident Raschad al-Alimi.

Kämpfe zwischen Regierungtruppen und Opposition

Nach Augenzeugenberichten hatte die Republikanische Garde, die loyal zu Präsident Salih steht, vor der Attacke die Häuser von General Mohsen al-Ahmar und Oppositionspolitiker Scheich Hamid al-Ahmar angegriffen. Die Anhänger der beiden Männer hätten daraufhin zum Gegenschlag ausgeholt und auf das Gelände des Präsidentenpalastes gefeuert, sagten die Augenzeugen.

In den vergangenen Tagen hatten sich die Regierungstruppen in der Hauptstadt Gefechte mit Kämpfern des Al-Ahmar-Clans geliefert. Die Demonstranten selbst waren an den Kämpfen aber nicht beteiligt. In der Stadt Tais feuern Soldaten von Einheiten, die loyal zu Salih stehen, seit Tagen auf Demonstranten.

Der Armeekommandeur Ali Mohsen al-Ahmar gehört zur Familie des Präsidenten. Al-Ahmar hatte bislang versucht, die von ihm befehligte Brigade aus den seit rund zwei Wochen anhaltenden Gefechten zwischen den Regierungstruppen und den Kämpfern von Scheich Sadik al-Ahmar herauszuhalten. Mehrere Staaten hatten diese Woche ihre Diplomaten aus Sicherheitsgründen aus Sanaa abgezogen.

Deutschland schließt Botschaft im Jemen

Wegen der zunehmenden Auseinandersetzungen im Jemen zieht Deutschland seine Diplomaten aus dem Land ab. Die Botschaft in der Hauptstadt Sanaa werde "vorübergehend geschlossen", kündigte Außenminister Guido Westerwelle am Samstag bei einem Besuch in Vietnam an. Im Jemen hatte zuletzt nur noch eine kleine Gruppe von Botschaftsmitarbeitern gearbeitet und insgesamt halten sich noch etwa 30 Bundesbürger in ärmsten Land der arabischen Halbinsel auf.

Zugleich verurteilte Westerwelle die anhaltende Gewalt im Jemen auf das Schärfste. Präsident Ali Abdullah Salih forderte er erneut auf, zurückzutreten und die Macht abzugeben.

dpa