Ministerpräsident Kurt Beck überreicht Helmut-Simon-Preis

Ministerpräsident Kurt Beck überreicht Helmut-Simon-Preis
Frankfurt am Main/Mainz, 23. November 2010. Der Verein „Armut und Gesundheit e.V.“, Mainz, ist Träger des Helmut-Simon-Preises der Diakonie in Rheinland-Pfalz. Kurt Beck, Ministerpräsident des Landes Rheinland-Pfalz und Schirmherr des Preises, überreichte am 23. November im Festsaal der Staatskanzlei die Urkunde an Gisela Bill, Mitarbeitende des Vereins. Der mit 4.000 Euro dotierte erste Preis geht damit an das Projekt „Street Jumper“ des Vereins, einem Freizeit- und Gesundheitsmobil, mit dem haupt- und ehrenamtlich Mitarbeitende in benachteiligte Stadtteile von Mainz fahren, um dort insbesondere Kinder und Jugendliche aufzusuchen, um ihnen Hilfen zur Stabilität ihrer Gesundheit und Stärkung der Persönlichkeit zu geben.
24.11.2010
Kathleen Niepmann

Der zweite Platz, der mit 3.000 Euro dotierte Preis geht an das Projekt „Trampolin“ des protestantischen Dekanats Bad Bergzabern, in dem sich verschiedene soziale Träger im Gebiet des Dekanats Bad Bergzabern zu einem Netzwerk zusammengeschlossen haben, um somit effizienter zu arbeiten und die Hilfsangebote sichtbarer zu präsentieren. Platz drei, mit 2.000 Euro verbunden, ging an das Dekanat Koblenz im Bistum Trier für eine professionell gestaltete Wanderausstellung, die in Koblenz für das Thema Armut sensibilisieren möchte. Weitere Sonderpreise in Höhe von je 500 Euro erhielten das Projekt zur Förderung der Initiative „arm-alt-allein“ in Kaiserslautern, der CVJM Pirmasens für das Projekt „PACK’S“ und der Studiengang Soziale Arbeit der Fachhochschule Ludwigshafen.

Als „Zeichen gegen die gesellschaftliche Ausgrenzung von Menschen, die aufgrund von Armut oder sozialer Notlage am Rande der Gesellschaft leben“ bezeichnete Ministerpräsident Kurt Beck den Helmut-Simon-Preis. „Mich hat das Engagement aller Preisträger sehr beeindruckt, vor allem weil es überwiegend von Ehrenamtlichen geleistet wird“, sagte Ministerpräsident Beck. Die Auszeichnung würdige die Projekte als vorbildhaft und empfehle sie zur Nachahmung. Mit Blick auf den Namensgeber des Preises meinte Beck: „Mit seiner Bereitschaft, sich für die Ohnmächtigen und Schwachen einzusetzen, ist Helmut Simon selbst ein überragendes Vorbild sozialen Engagements.“

Der mit insgesamt 10.000 Euro dotierte Preis soll ehrenamtliches und professionelles Handeln von Personen, Initiativen oder Institutionen fördern, die sich für die Überwindung von Armut und sozialer Ausgrenzung einsetzen. Er wird von den drei Diakonischen Werken in Rheinland-Pfalz verliehen und ist nach dem ehemaligen Bundesverfassungsrichter Helmut Simon benannt.

Simon: „Es geht um die Würde der Menschen“
„Je älter ich werde, je mehr mir selbst an Lebenserfüllung zugefallen ist, desto dünnhäutiger werde ich gegenüber dem Leid dieser Welt und den zahlreichen Beispielen nicht gelingenden Lebens. Ich kann mich nicht abfinden mit einer Politik, welche die Ellenbogenmentalität  der Erfolgreichen noch begünstigt und zugleich das soziale Netz weitmaschiger macht“, sagte Helmut Simon, der am Abend der Preisverleihung anwesend war. „Es muss um die Würde von Menschen gehen, die auf Hilfen für ein gelingendes Leben und eine verlässliche Lebensplanung angewiesen sind. Dafür steht dieser Preis, dessen Namensgeber ich gerne geworden bin. Und die Preisträger des Abends geben ein ermutigendes Beispiel für gemeinwohlorientiertes und zukunftsgerichtetes Handeln. Dafür bin ich sehr dankbar“, so Simon weiter.

„Sie praktizieren Hilfe am Nächsten und gleichzeitig scheuen sie sich nicht, eine Öffentlichkeitsarbeit mit ihren Projekten zu verbinden, die auf den Skandal der Armut in Rheinland-Pfalz hinweist. Sie tun dies mit viel Kreativität, mit sehr viel Leidenschaft und oftmals auch selbstlos. Dies ist sehr bemerkenswert. Hierfür gebührt Ihnen und allen Bewerberinnen und Bewerbern um den Helmut-Simon-Preis unser großer Respekt“, sagte Pfarrer Dr. Uwe Becker in seiner Laudatio bei der Preisverleihung.

Der Verein Armut und Gesundheit in Deutschland e. V., Mainz, dessen Vorsitzender Prof. Gerhard Trabert ist, nimmt sich der Situation benachteiligter insbesondere wohnungs- und obdachloser Menschen an. Mit dem „Street Jumper“, einem Freizeit- und Gesundheitsmobil, suchen haupt- und ehrenamtlich Mitarbeitende Kinder und Jugendliche auf, um zu ihnen Kontakt aufzubauen und ihnen Hilfen zur Stabilität ihrer Gesundheit und  Stärkung der Persönlichkeit zu  geben.

Die Initiative des Dekanats Bad Bergzabern mit dem Namen „Trampolin; Netzwerk zur Überwindung von Armut und Ausgrenzung“ überzeugte die Jury darin, dass es ihr gelang, durch den Zusammenschluss von Trägern, die im sozialen und karitativen Bereich tätig sind, ein Hilfenetzwerk zu gründen. Deutlich sichtbar wird das umfassende Hilfeangebot von Beratungen bis Versorgung von materiellen Notwendigkeiten von allen Altersgruppen in der Bevölkerung. Verbunden mit dem Netzwerk ist eine intensive Öffentlichkeitsarbeit, um auf die Not der Menschen aufmerksam zu machen und gesellschaftliche Strukturen daraufhin zu hinterfragen.

Die äußerst professionell gestaltete Wanderausstellung des Bistums Trier und des Dekanates Koblenz will die Koblenzer Bevölkerung für das Thema „Armut“ in ihrer Stadt sensibilisieren. Bei der Zusammenstellung der Wanderausstellung nahmen sowohl Fachreferenten der Diözese Trier als auch Ehrenamtliche und Betroffene unterschiedlicher Initiativen in Koblenz teil. Die Wanderausstellung, die schnell an den unterschiedlichsten Orten in Koblenz aufgebaut ist, ermöglicht eine intensive Auseinandersetzung mit dem Thema „Armut“ in der eigenen Region und bewirkt durch flankierende Veranstaltungen eine Sensibilisierung der Betroffenen vor Ort.

Pfarrer Dr. Wolfgang Gern, Vorstandsvorsitzender des Diakonischen Werks in Hessen und Nassau und Initiator des Preises, sagte im Vorfeld der Preisverleihung: „Die Botschaft aller, die sich um den Helmut-Simon-Preis beworben haben, ist schlüssig und zivilgesellschaftlich unabdingbar: Nur gemeinsam können wir leben – und wer weniger im Leben hat, muss viel an Recht, an Zuwendung und an Solidarität erfahren. Das ist der Gleichklang mit unserem Namenspatron.“ Die Preisträgerinnen und Preisträger seien ein hervorragender Beitrag für das Europäische Jahr 2010 zur Überwindung von Armut und Ausgrenzung. „Sie sind in der Gesellschaft hoffnungsvolle und mitmenschliche Störenfriede: Zunächst lassen Sie sich stören durch Menschen, von denen wir zu wenig Notiz nehmen. Und Sie stören schöpferisch, indem Sie unseren Staat daran in die Pflicht nehmen: Demokratie und soziale Integration müssen praktiziert werden. Schließlich stellen Sie allesamt unter Beweis: Es gibt keinen Weg zu einer solidarischen Welt, wenn nicht schon der Weg solidarisch ist“, so Gern abschließend.

Weitere Informationen über den Preis gibt es bei:
Pfarrer Albrecht Bähr, Beauftragter der Diakonischen Werke in Rheinland-Pfalz, Flachsmarktstr. 9, 55116 Mainz, sekretariat@diakonie-rlp.de