Mit Demut und Ausdauer

Mit Demut und Ausdauer
Foto: Nadine Fraczkowski / Matthias Albrecht
René_ Hornstein
Was wünschen sich Trans*menschen? Wer sind für sie Verbündete und wer nicht? Welche Unterstützung wollen sie von ihrer Umwelt? Über diese Fragen hat René_ Hornstein mit Trans*menschen im Rahmen psychologischer Forschung gesprochen. Im Interview berichtet René_ von den Ergebnissen.

Albrecht: Trans*verbündetenschaft ist Dein Diplomarbeitsthema – was verstehst Du darunter? Und warum brauchen Trans*menschen überhaupt Verbündete?

​René_: Trans*menschen brauchen Verbündete, weil es eine gesellschaftliche Struktur gibt, die Transidentitäten und geschlechts​-nonkonforme Lebensweisen benachteiligt, bedroht und verletzt. Gegen diese Struktur zu kämpfen, können Trans*menschen alleine gar nicht, dafür braucht es die ganze Gesellschaft. Darüber hinaus sind alle Menschen von rigiden Geschlechternormen betroffen und werden durch sie eingeschränkt. Das heißt, es ist auch im Interesse von Verbündeten, sich gegen Trans*feindlichkeit, Sexismus, Homosexuellenfeindlichkeit oder andere geschlechts- und sexualitätsbezogene Diskriminierungsformen einzusetzen.

​Aber nicht nur auf gesellschaftlich-struktureller Ebene brauchen Trans*menschen Verbündete. Auch im Alltagsleben sind diese wichtig. Zum Beispiel bei Diskriminierung auf dem Arbeitsmarkt, Beschimpfungen oder Gewalt auf der Straße oder bei trans*feindlichen Familien.​

Mein Promotionsthema lautet: Internalisierte Trans*feindlichkeit und Wege des Empowerments aus der internalisierten Trans*feindlichkeit. Ich habe mich im Rahmen meiner psychologischen Diplomarbeit mit Trans*verbündetenschaft beschäftigt. Verbündete sind laut der Wissenschaftlerin Anne Bishop Menschen, die unverdiente Privilegien erkennen, also solche, die ihnen aufgrund von gesellschaftlichen Mustern der Ungerechtigkeit zugewiesen werden, und die Verantwortung dafür übernehmen, diese Muster zu ändern.

Albrecht: Kannst Du genauer erklären, was Du mit "unverdienten Privilegien" meinst?

René_: Das möchte ich gerne am Beispiel von Rassismus verdeutlichen: Ich als weiße Person habe nichts dafür getan, weiße Privilegien zu erhalten. Keine individuelle Leistung, die ich in meinem Leben vollbracht habe, berechtigt mich dazu, vor rassistischer Diskriminierung geschützt zu sein. Ich bin einfach mit weißer Hautfarbe und westeuropäisch klingendem Namen zur Welt gekommen und profitiere seitdem von Rassismus bzw. bin davor geschützt. Daraus ergibt sich für mich als Person, die mit Menschen, die rassistische Diskriminierung erfahren, verbündet handeln will, dass ich mir meiner Privilegien bewusst sein muss und dass ich die gesellschaftlichen Strukturen ändern muss, die diese Privilegien entlang willkürlicher Merkmale wie z.B. Hautfarbe verteilt.

Auf Trans*diskriminierung bezogen heißt das: Ich habe mir meine Transidentität nicht ausgesucht. Ich habe keine persönlichen Fehler begangen oder mir etwas zuschulden kommen lassen, so dass ich verdient hätte, in Bezug auf meine Transidentität diskriminiert zu werden. Es gibt einfach gesellschaftliche Normen, die Trans*menschen abwerten und die bekomme ich nun ab. Von Menschen, die mit mir verbündet handeln wollen und keine Trans*diskriminierung erfahren, wünsche ich mir, dass sie verstehen, dass das in gewisser Weise eine Lotterie ist und dass sie ihre Privilegien einsetzen, um mich persönlich zu unterstützen und sich für die Abschaffung dieser gesellschaftlichen Privilegienstruktur zu engagieren.

Meine Utopie ist, dass alle Menschen, egal wie stark sie von gesellschaftlichen Normen in Bezug auf Hautfarbe, Geschlecht, Name, Sprache, sexueller Orientierung, Religion, körperlicher Befähigung, mentaler Verfassung, Schichtzugehörigkeit etc. abweichen, in den Genuss von Anerkennung kommen und die gleichen Chancen an gesellschaftlicher Teilhabe und persönlicher und psychischer Entfaltung haben, wie heutzutage noch privilegierte Personen, z.B. weiße Menschen oder Nicht-Trans*Menschen.

Albrecht: Du sprichst die schwierige Situation von Trans*menschen in unserer Gesellschaft an. Wie ist denn die gegenwärtige soziale, rechtliche und alltägliche Situation von Trans*menschen in Deutschland?

René_: Die gegenwärtig gültigen gesetzlichen Regelungen im sogenannten Transsexuellengesetz (TSG), welche die Änderung von juristischem Geschlechtseintrag und Vornamen betreffen, sowie die Situation von Trans*menschen in verschiedenen Rechtsbereichen (z.B. Elternschaft im bürgerlichen Gesetzbuch), sind menschenrechtswidrig, demütigend und gesundheitsschädigend. Das Bundesverfassungsgericht hat in mittlerweile acht Urteilen das TSG in großen Teilen für verfassungswidrig erklärt; z.B. hat es 2011 verfügt, dass Trans*menschen sich nicht sterilisieren (!) lassen müssen, wenn sie ihren Geschlechtseintrag ändern lassen wollen. Leider hat sich seitdem noch keine Bundesregierung getraut, das TSG gemäß den Urteilen des Verfassungsgerichts anzupassen. Es wird die ganze Zeit geprüft, untersucht, Expert*innenberichte geschrieben. Da stehen auch teilweise sehr progressive Sachen drin. Aber auf diese Inhalte folgt keine parlamentarische oder gesellschaftliche Debatte. Die Bundesregierung möchte das Thema einfach nur aufschieben, verdrängen, unter den Tisch fallen lassen.

Auf sozialer Ebene ist es so, dass Transidentität stark stigmatisiert ist. Das heißt, Trans*menschen sind damit konfrontiert, sich einer gesellschaftlich abgewerteten Identität bewusst zu werden. Das ist kein ermutigendes Klima, um sich selbst zu akzeptieren und zu sich selbst zu stehen. Trotzdem schaffen es viele Trans*menschen, für sich einzustehen und ihren Weg zu gehen. Dennoch gibt es zu wenig Bewusstsein über das Thema Transidentität bei Beratungseinrichtungen, in Behörden, der Wirtschaft, dem Gesundheitssystem. Das bedeutet, dass es für manche Trans*menschen einen alltäglichen Arbeitsaufwand erfordert, ihre Umgebung über die richtige Anrede oder den Gebrauch des richtigen Vornamens aufzuklären oder darauf hinzuweisen, dass intime Fragen (z.B. nach Genitalien) grenzüberschreitend sind. Aber ganz grundsätzlich: Die Stigmatisierung und Abwertung ist so ausgeprägt, dass für Trans*menschen weltweit, aber auch in Deutschland eine massiv erhöhte Wahrscheinlichkeit besteht, Opfer von körperlicher Gewalt oder gar ermordet zu werden oder sich selbst zu töten.

Albrecht: Für Deine Diplomarbeit hast Du Trans*menschen nach ihren Unterstützungwünschen befragt, als Antworten hast Du zunächst sehr viele Berichte über Negativerfahrungen erhalten. Was haben Dir die Interviewten dazu erzählt?

René_: Richtig. Ich habe sieben ganz unterschiedliche Trans*menschen nach ihren Wünschen an unterstützendes Verhalten von Menschen in ihrer Umgebung befragt. Mir ist dabei aufgefallen, dass sie oft Negativbeispiele berichteten und es ihnen teilweise schwerfiel, Wünsche positiv zu formulieren. Die Negativbeispiele dienen auch zur Illustration von Wünschen, nämlich "so und so soll es nicht laufen". Zum Beispiel wollen meine Gesprächspartner*innen nicht mit falschen Namen oder Pronomen angesprochen werden, oder nicht intime Fragen zu Genitalien oder Hormoneinnahme gestellt bekommen. Sie wollen nicht angespuckt oder körperlich angegriffen werden. Du siehst, es fiel vielen Gesprächspartner*innen leichter, zu sagen, was sie nicht wollen. Dies sicherlich vor dem Hintergrund vieler Erfahrungen der Grenzverletzung und Gewalt.

Albrecht: Was sind denn für Dich persönlich die größten Fehler, die mensch im Umgang mit Trans*menschen vermeiden sollte?

René_: Ich denke, eine zentrale Fehlannahme lautet, wenn ich die Transidentität einer Person ignoriere und keine diskriminierenden Absichten habe, dann kann ich auch nicht trans*diskriminierend oder verletzend handeln. Hier steckt ein Diskriminierungsverständnis dahinter, das davon ausgeht, dass eine Handlung nur dann diskriminierend wirken kann, wenn sie so gemeint ist. Das ist häufig aber gar nicht relevant. Eine Person kann mich mit den freundlichsten Absichten mit der falschen Anrede oder dem falschen Namen ansprechen, dennoch tut mir das weh. Außerdem ist es wichtig, sich über die Lebensrealität und Wünsche von Trans*menschen zu informieren, um dies in ein umsichtiges und trans*respektvolles Verhalten einfließen zu lassen. Das wohlmeinende Ignorieren und so zu tun, als wären wir alle gleich, als gäbe es keine Unterschiede zwischen den Menschen, wird den Bedürfnissen von Trans*menschen nicht gerecht.

Ein weiterer Fehler ist, davon auszugehen, dass, nur weil ich schon etwas über Trans*lebensrealitäten weiß oder weil ich gute Absichten gegenüber Trans*menschen habe, ich automatisch eine trans*verbündete Person bin. Aus einer nicht-trans*Perspektive kann ich gar nicht entscheiden, ob ich als verbündete Person wahrgenommen werde oder nicht. Das obliegt den Trans*menschen selbst. Ich kann mir nur Mühe geben. Und diese Mühe hört nicht irgendwann einfach auf. Ich bin nicht irgendwann an einem Ort angekommen, wo ich glasklar trans*verbündet bin und mich zurücklehnen kann. Es ist besser, davon auszugehen, dass mir immer wieder Fehler unterlaufen werden, ich immer wieder etwas übersehen werde und dass ich deswegen nie über das Thema trans* auslernen kann. Es ist eine falsche Verlockung, sich in die bequeme Position zu geben, mit guten Absichten bereits verbündet zu sein und nichts mehr tun zu müssen. Menschen mit diesen Einstellungen lassen sich schwer darauf hinweisen, wenn sie dann doch mal etwas trans*diskriminierendes getan oder gesagt haben. Es ist einfach nicht Teil ihres Vorstellungsvermögens, dass ihnen so etwas unterlaufen könnte.

Albrecht: Kannst Du das "wohlmeinende Ignorieren" näher erläutern?

René_: Gerne. Sprache ist ein gutes Beispiel. Neulich habe ich ein Radiointerview gegeben. Der Radiomoderator war sehr gut vorbereitet, hat sich im Vorfeld mit meinen Publikationen beschäftigt und wir haben ein angenehmes Vorgespräch geführt. Er hat sich sicherlich als ein Unterstützer von Trans*anliegen verstanden - ich ihn übrigens auch. Dennoch ist ihm in der Anmoderation ein sprachlicher Fehler unterlaufen und er hat mich in den einleitenden Sätzen "er" genannt. Das kommt häufig vor und das erlebe ich als sehr verletzend. Teil meiner Transidentität ist eben, nicht "er" genannt werden zu wollen. Nun, das wusste er alles, dennoch ist es ihm unterlaufen. Als ich ihn dann nach der Radiosendung darauf ansprach, ging er in eine massive Abwehr und stritt es komplett ab. Er wollte mir seine Notizen zur Anmoderation zeigen, die belegen sollten, dass es ihm nicht passiert sein könnte. Es hat erst die Intervention seiner Kollegin gebraucht, die das Interview mitgehört hat, bis er akzeptiert hat, dass es ihm tatsächlich passiert ist. 

Ein weiteres Beispiel ereignete sich in einem Verein, in dem ich aktiv bin. In einer Plenumsdiskussion mit verschiedenen Vereinsmitgliedern ist es einem Mitglied passiert, mehrfach in einem Redebeitrag mit "er" auf mich Bezug genommen zu haben. Ich habe immer wieder das richtige Pronomen dazwischen gerufen (heute wäre das der Buchstabe "m", damals war es noch der Buchstabe "w"), aber die Person hat es einfach nicht wahrgenommen und unbeirrt weitergesprochen. Ich stelle fest, dass Menschen, die aus Erfahrung wissen, dass ihnen immer mal wieder Pronomenfehler unterlaufen, erstens langsamer und konzentrierter sprechen und zweitens hellhöriger sind für genau solche Unterbrechungen bzw. Pronomenkorrekturen von anderen Gesprächsbeteiligten. Und manche Menschen hören dann solche Einwürfe einfach nicht. Das meine ich mit wohlmeinendem Ignorieren. Es ist ja nicht so, dass diese Menschen verletzende Absichten hätten. Aber es ist einfach nicht Teil ihres Selbstverständnisses, dass ihnen so etwas passieren könnte.

Abrecht: Schließlich hast Du in Deinen Interviews doch eine ganze Menge von Unterstützungswünschen sammeln können. Wie ist Dir das gelungen? Und welche Bedürfnisse haben die Interviewten genannt?

René_: Ich finde es bezeichnend, dass es meinen Interviewpartner*innen schwer fiel, in einen Modus des Sich-Wünschens von positiven Dingen zu gelangen und zu beginnen, sich selbst als Person zu begreifen, die sich etwas wünschen darf und einen respektvollen Umgang und Unterstützung verdient hat. Dies macht deutlich, dass Transidentität ein marginalisiertes und abgewertetes Thema ist und Trans*menschen oft mit ihren Bitten und Forderungen nach Respekt als anstrengend oder besonders empfindlich konstruiert werden.

Meinen Gesprächspartner*innen ist der Perspektivenwechsel mit Fortschreiten des Interviews immer leichter gefallen, es brauchte etwas Umdenken. Hilfreich hierbei war, dass ich immer wieder gezielt nach positiven Überraschungen gefragt habe: von Unterstützung durch Menschen im öffentlichen Raum, am Arbeitsplatz, im Bildungsort etc.

Was ich aus diesen Gesprächen mitnehme, ist eine Frage, die ich in meinem engeren Umfeld immer häufiger stelle: Wenn Du es Dir aussuchen könntest, was hättest Du jetzt gerne? Kurz: Spiel mal Wunschkonzert, was wünschst Du Dir?

Von meinen Gesprächspartner*innen genannte Wünsche an Menschen, die verbündet mit Trans*menschen handeln wollen, bezogen sich auf ihre Einstellungen, ihre Haltung und Gefühle gegenüber Trans*menschen: Trans*verbündete sollen keinen Ekel oder Angst vor Trans*menschen empfinden, sie sollen Transidentität als etwas Selbstverständliches und nicht Krankes betrachten und Trans*menschen unterstützen wollen.

Auch auf das Denken und Wissen von Verbündeten bezogen sich viele Wünsche: Sie sollen sich eigenständig über Trans*lebensrealitäten informieren und dabei von Trans*menschen selbst erstellte oder empfohlene Quellen nutzen. Sie sollen sich über die Vielfalt der Erfahrungen von Trans*menschen informieren, auch was andere Diskriminierungsbereiche wie Heteronormativität oder Rassismus angeht. Sie sollen in der Lage sein, Kritik anzunehmen und sich selbst nicht für den Maßstab ihres Verbündetseins begreifen, sondern verstehen, dass nur Trans*menschen beurteilen können, ob oder inwiefern sie gute Verbündete sind.

Ganz viele Wünsche bezogen sich auf direktes Verhalten von Verbündeten gegenüber Trans*menschen: Sie sollen sie unterstützen, auch in konkreten Diskriminierungssituationen, möglicherweise sogar körperlich oder verbal intervenieren und Trans*menschen beschützen. Meine Gesprächspartner*innen wünschten sich von Verbündeten, dass sie bestimmte stereotype Fragen nicht stellen und sich der Intimgrenzen und der Privatsphäre des Gegenübers bewusst sind.

Ein guter Ratschlag, der in den Gesprächen genannt wurde, war, sich vorzustellen, mit einer Nicht-Trans*person abends an einer Bar zu sitzen und sich zu überlegen, ob die Frage, welche die verbündete Person gerade einer Trans*person stellen will, in dieser vorgestellten Barsituation angemessen wäre. Zum Beispiel: Würde ich eine Nicht-Trans*person, die ich gerade kennenlerne, in einer Barsituation nach ihren Genitalien oder ihrem Sexleben befragen? Diese Überprüfungsfrage macht deutlich, dass bestimmte Intimgrenzen für Trans*menschen gesellschaftlich nicht gelten, die meine Gesprächspartner*innen aber berechtigterweise auch für sich und andere Trans*menschen einfordern.

Albrecht: Gab es eine Interviewsituation, eine Geschichte, einen Wunsch, der Dich besonders bewegt hat?

René_: Mich hat sehr bewegt, dass in einem Gespräch explizit der Wunsch geäußert wurde, dass Nicht-Trans*menschen Trans*menschen nicht ermorden sollen. Das macht deutlich, wie gering die Chancen auf ein würdevolles, unversehrtes Leben für viele Trans*menschen sind.

Albrecht: Wenn ein Mensch dieses Interview liest und zu der Überzeugung gelangt Trans*menschen unterstützen zu wollen, was kann sie_er nun konkret tun?

René_: Ich empfehle, sich eigenständig mit dem Thema trans* zu beschäftigen und sich mit Internetblogs, YouTube-Videos, Büchern zu beschäftigen, die Trans*personen selbst über das Thema trans* erstellt haben. Hierbei können auch die Internetseiten von Trans*organisationen selbst aufgesucht werden, z.B. www.transinterqueer.de oder www.bundesverband-trans.de. Auch meine Diplomarbeit könnte durchgelesen werden, sie findet sich unter www.rhornstein.de.

Dabei gilt: Die Trans*community ist sehr heterogen und es gibt dort ganz unterschiedliche Vorstellungen von Transidentität, dem gutem Leben, der idealen Gesellschaft und was Trans*verbündetenschaft bedeutet. Das heißt, dass Verbündete damit rechnen sollen, dass sie keine universellen Gesetze finden, die für jede Trans*person gleichermaßen gelten und dass die Wünsche an Unterstützung von Person zu Person unterschiedlich sind. Und dass sie möglicherweise von Trans*menschen in Frage gestellt werden für Dinge, die sie von anderen Trans*menschen gelernt haben.

Es ist wichtig, sich mit der eigenen Idee von Geschlechtlichkeit und der eigenen Geschlechtsidentität zu beschäftigen, damit nicht unbewusste oder unreflektierte Standpunkte zum Thema Geschlecht in den Umgang mit Trans*menschen hineinprojiziert werden. Zum Beispiel gibt es bestimmte Strömungen des Feminismus, die trans*feindliche Inhalte haben - sog. "Radikaler Feminismus", auch als Trans*ausschließender Radikaler Feminismus bezeichnet (engl. TERF). Diese Positionen sind in manchen Kontexten (z.B. Frauengleichstellung an den Hochschulen, feministische Gruppen) noch häufig unbewusst handlungsleitend gegenüber Trans*menschen und können zu Ausschlüssen führen.

Eine zentrale Überlegung sollte sein, dass ich als Person, die mit Trans*menschen verbündet handeln will, nicht alles über Trans*diskriminierung und Trans*verbündetenschaft wissen kann, offen für Rückmeldungen und individuelle Unterstützungswünsche sein sollte und kontinuierlich an mir und meinem Wissen über Trans*lebensrealitäten arbeiten sollte. Kurz: Demut und Ausdauer.


René_ Hornstein (30) hat ein Diplom in Psychologie und lebt in Berlin. René_ promoviert an der TU Braunschweig. Forschungsinteressen sind: Intersektionalität, Transidentität, Nicht-binäre Identitäten, Internalisierte Diskriminierung, Internalisierte Trans*feindlichkeit, Critical Whiteness und Trans*diskriminierung an Hochschulen. René_ ist Mitglied im Verband der LSBTIQ-Menschen in der Psychologie (VLSP*), dem Bundesverband Trans* (BVT*), dem Trans*-Recht e.V. sowie der Fachgesellschaft Gender.

 

 

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