Ihre Fragen, unsere Antworten - Folge 34: Was bringt der Krieg?

Ihre Fragen, unsere Antworten - Folge 34: Was bringt der Krieg?
Deutschland zieht in Syrien in den Kriegseinsatz. Die Erfolgsaussichten sind gering.

Liebe evangelisch.de-Nutzerinnen und -Nutzer,

es ist mal wieder Krieg. Der Bundestag hat den Syrien-Einsatz der Bundeswehr beschlossen, um den USA und Frankreich im Kampf gegen IS beizustehen. Was das genau bedeutet, kann niemand absehen. Der IS hat sich in Syrien so weit etabliert, dass er dort Territorium kontrolliert. Ein militärischer Angriff kann das verändern. Aber terroristische Anschläge in Europa oder den USA wird man damit keineswegs verhindern können. Zu befürchten steht, dass vielmehr der gleiche Effekt entsteht wie bei den Kriegen in Afghanistan und dem Irak, die den extremistischen Islamisten nur noch mehr Material lieferten, um ihren Terror zu begründen.

Terroristen sind Kriminelle, aber das Militär ist keine Polizei. Soldaten sind deswegen die falschen Fachleute, um Terrorismus zu bekämpfen. Wenn die Bundeswehr in einen solchen Einsatz geschickt wird, steht zu hoffen, dass die Verantwortlichen im Parlament ebenso wie der Generalstab zumindest aus dem bisherigen Einsatz in Afghanistan und den umfangreichen amerikanischen und britischen Erfahrungen in Irak gelernt haben. Die USA haben immerhin drei Jahre gebraucht, um aus der militärischen Angriffslogik eine „Counter-Insurgency“-Strategie zu entwickeln – die erst notwendig wurde, weil die Besetzung des Irak diese Insurgency, den Aufstand, erst hervorgerufen hat. (Das Field Manual 3-24 Counterinsurgency erschien im Dezember 2006, fünf Jahre nach Beginn des Krieges in Afghanistan und drei Jahre nach dem US-amerikanischen Einmarsch in Irak.)

Aber welche Alternative gibt es dann? Zunächst einmal diese:

Weil hier gefragt wird, was denn die Alternative zu einem Bundeswehreinsatz in Syrien sei: *Kein* Bundeswehreinsatz in Syrien. #erklärtweet

— Anatol Stefanowitsch (@astefanowitsch) 4. Dezember 2015

Der Kampf gegen Terror wird eben nicht mit Bomben gegen Bomben gewonnen. Nicolas Henin, der französische Journalist, der von IS gefangen gehalten wurde und dessen Kollegen vor seinen Augen umgebracht wurden, hat das im Guardian ganz konkret formuliert: Sicherheit für die syrische Bevölkerung, die den Terroristen die Rechtfertigung und den Rückhalt entziehen kann, wird nicht durch mehr Blei in der Luft gelöst. Je mehr wir dabei helfen, Gewalt in der Krisenregion rund um Syrien und Afghanistan als Mittel der Wahl zu etablieren, desto mehr wird Gewalt als normaler Alltag wahrgenommen. Das Militär kann zwar helfen, die Sicherheit in Syrien zu garantieren. Aber nicht mit Kampfeinsätzen, wie sie jetzt geplant werden. Warum wir trotz aller parlamentarischen Demokratie das unterstützen, bleibt mir verschlossen. 

Und zuguterletzt noch ein anderer Hinweis: Wenn Sie Fragen zum Flüchtlingsthema haben, antwortet Diakonie-Präsident Ulrich Lilie gerne darauf. In chrismon hatte er ein Interview gegeben, dass einiges an Reaktionen ausgelöst hat. Das hat Herrn Lilie dazu motiviert, noch mehr mit Menschen ins Gespräch zu kommen. Dazu nutzen wir unsere Seite fragen.evangelisch.de - erklärt wird das Ganze hier.

Ich wünsche euch und Ihnen ein gutes Wochenende!


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